Rollende Arztpraxis

Ordermed statt Apothekerkammer

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Berlin -

In Niedersachsen haben sich Ärzte, Krankenkassen und der Landkreis Wolfenbüttel zusammengetan, um in einem Pilotprojekt die „Rollende Arztpraxis“ zu testen. Bei der Apothekerkammer fühlt man sich übergangen: Durch gute Beziehungen zu den Projektpartnern hat sich Ordermed ins Spiel gebracht. Auch Apotheken, die das Bestellportal nicht nutzen, können nun in Zugzwang kommen.

Wolfenbüttel ist einer von drei Landkreisen in Niedersachsen, in denen derzeit Modelle gegen den Ärztemangel getestet werden. Mit einem umgebauten Transporter halten zwei Ärzte Sprechstunde in sechs Dörfern ab und übernehmen Hausbesuche von niedergelassenen Kollegen der Region.

Bei der Arzneimittelversorgung kommt Orderdoc zum Einsatz. In dem System sind alle Apotheken Deutschlands hinterlegt. Ärzte können mithilfe der App das handgeschriebene Rezept scannen und direkt an die Apotheke schicken, die der Patient nennt. Die Apotheke erhält ein Fax und kann das Rezept bei der Lieferung mitnehmen. Online wird Orderdoc damit beworben, dass die Apotheke des Patienten die Kosten trägt.

Für das Pilotprojekt in Wolfenbüttel wurde Orderdoc verändert: Das Rezept wird per Freiumschlag oder mit dem Vermerk „Empfänger zahlt“ an die Apotheke geschickt. Vorab gibt es den Bestellauftrag per Fax. So könne die Apotheke das Präparat bestellen, das Originalrezept erhalte sie am nächsten Tag, erklärt Ordermed-Geschäftsführer Markus Bönig.

Am Klinikum Wolfenbüttel testet Ordermed derzeit das System Orderclinic, mit dem das Überleitungsmanagement verbessert werden soll. Die Klinik ist Partner in der Initiative „Zukunftsregion Gesundheit“, die das Pilotprojekt in Wolfenbüttel organisiert hat. „Die haben uns dann mit reingenommen“, berichtet Bönig. Wer keine Arztpraxis aufsuchen könne, der erreiche auch keine Apotheke, argumentiert ein Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung (KV).

Gebühren wie bei Ordermed – 177 Euro für die Anmeldung, 53 Euro Monatsgebühr und 35 bis 50 Cent pro Rezept – werden im Rahmen des Pilotprojekts nicht fällig. „Das ist ein unglaublich innovatives Projekt – da wollten wir die Hürden möglichst niedrig ansetzen“, so Bönig. Ob das Modell später kostenpflichtig werde, sei noch abzuwarten.

Erhalten die Apotheker einen Brief von Orderdoc, haben sie die Wahl, das Rezept zurückgehen zu lassen oder mitzumachen. Auch wenn sie für den Ordermed-Service selbst nicht zahlen müssen, stößt diese Methode auf Kritik: „Wir bieten doch bereits einen Botendienst an, der wunderbar funktioniert“, sagt ein Apotheker. Er könne nicht nachvollziehen, wozu er das Bestellportal brauche.

Im Landkreis Wolfenbüttel sind 20 Apotheker von dem Projekt betroffen, aber auch Kollegen in den Nachbarkreisen könnten Orderdoc-Bestellbriefe erhalten.

Die Apothekerkammer Niedersachsen sieht das Projekt ebenfalls kritisch: Da es auch die pharmazeutische Versorgung betreffe, bedauere man, nicht eingebunden worden zu sein, so eine Sprecherin. Die Kammer hat sich deshalb bei der KV beschwert.

Prinzipiell sei es richtig, in ländlichen Regionen Alternativen zu entwickeln. Man wolle gar nicht torpedieren, was die Ärzte in ihrem Aufgabenkreis anstoßen. Kritisch werde es allerdings, „wenn sie über das Ziel hinausschießen und pharmazeutische Tätigkeiten übernehmen“. Derzeit sei man in Gesprächen.

Bönig ärgert sich über den Streit. Aus seiner Sicht wären die Apotheken wieder einmal außen vor geblieben, hätte sich Ordermed nicht an dem Pilotprojekt beteiligt. Er betont, dass es keine Diskriminierung einzelner Apotheken gebe: Da alle Apotheken in dem System hinterlegt seien, könne der Patient die Apotheke benennen, die er mit der Bestellung beauftragen wolle. Außerdem sei es derzeit kostenlos für die Apotheker: „In dem Projekt ist es so, dass alle Beteiligten ihre eigenen Kosten tragen“, so Bönig.

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