Quote, Stipendien, Förderung, MVZ

Niedersachsen: „Gesamtpaket“ für Landärzte

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Berlin -

Über eine Landarztquote, die Mediziner in unterversorgte Regionen bringen soll, gab es in Niedersachsen lange Streit. Nun arbeiten Wissenschafts- und Gesundheitsministerium an einem Gesamtpaket, das die Versorgung auf dem Land verbessern soll. Bleibt die Quote Teil des Kompromisses?
 

Im Streit um die Einführung einer Landarztquote arbeiten das niedersächsische Wissenschafts- und das Gesundheitsministerium an einem Weg für eine verbesserte Hausarztversorgung in Niedersachsen. Beide Ministerien bestätigten Gespräche mit dem Ziel, ein Gesamtpaket an Maßnahmen zu vereinbaren, wobei eine Quote nicht Allheilmittel und alleiniger Baustein sei. Bislang hatte sich Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU) gegen die Quote gesperrt, die Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) im Landtagswahlkampf angeregt und die kürzlich Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) erneut gefordert hatte. Hintergrund ist ein drohender Ärztemangel besonders auf dem Land.

Bei einer Quote vergibt das Land einen Teil der Medizinstudienplätze an Bewerber, die sich zu einer späteren Niederlassung als Hausarzt in einem unterversorgten ländlichen Gebiet verpflichten. Die Rede war von bis zu zehn Prozent der Studienplätze. Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz haben so eine Quote bereits eingeführt. Eine Grundsatzfrage bei der Bewertung der Quote ist laut den Ministerien, ob man die Freiheit der Lehre höher einstuft und die Studenten nicht reglementiert, oder ob man der ärztlichen Versorgung auf dem Land die Priorität gibt und einige der jungen Mediziner zu einem Berufsstart auf dem Land verpflichtet.

„Einigkeit besteht bei allen darüber, dass die Hausärzteversorgung in manchen ländlichen Regionen nicht ausreichend ist, dass diese in Zukunft noch größer wird und wir diese Versorgungslücke schließen müssen“, sagte Minister Thümler. Allerdings zeichne sich generell ein Mangel an Ärzten im ländlichen Raum ab – auch in Krankenhäusern und in verschiedenen Fachrichtungen. „Die Landarztquote kann dafür kein Allheilmittel sein.“ Abgewartet werden solle ein Bericht der Enquete-Kommission des Landtags zur medizinischen Versorgung, der im Sommer erwartet wird. „Die Diskussion sollte nicht auf die Quote verengt werden.“ Die CDU will die ärztliche Versorgung auch auf ihrer Klausurtagung in zwei Wochen in Walsrode zum Thema machen.

Weitere Bausteine zur Verbesserung der ärztlichen Versorgung, die das Wissenschaftsministerium prüfen möchte, sind das Schaffen von mehr Lehrstühlen für Allgemeinmedizin, was mehr Studenten für die Hausarztarbeit begeistern soll, sowie mehr Lehrarztpraxen auf dem Land. Darüber kämen schon während der Ausbildung mehr junge Mediziner aufs Land – mit der Aussicht, dass mehr von ihnen als bisher an der Arbeit abseits der Metropolen Gefallen finden. Ob eine Quotenregelung am Ende neben anderen Maßnahmen angeboten wird, steht noch nicht fest. Womöglich laufe es auf Anreize für Hausärzte hinaus, hieß es hinter den Kulissen – gewissermaßen eine Hausarztquote.

„Es gibt nicht das eine Allheilmittel“, sagte auch Ministerpräsident Weil. „Tatsächlich müssen wir nach meiner Überzeugung sehr
unterschiedliche Maßnahmen gleichzeitig vorantreiben.“ Stipendien gehörten ebenso dazu wie die Förderung von Existenzgründungen. „Es geht aber auch um andere Organisationsformen, wie zum Beispiel angestellte Ärzte in einem Medizinischen Versorgungszentrum“, meinte Weil. „Aber wir sollten aber eben auch diejenigen jungen Menschen bevorzugt in das Medizinstudium aufzunehmen, die sich verpflichten allgemeinärztlich im ländlichen Raum tätig zu werden.“

Als Antwort auf den drohenden Ärztemangel bieten das Land und die Kassenärztliche Vereinigung (KVN) schon jetzt Hilfen an. So werden Studierende mit 400 Euro monatlich gefördert, wenn sie zusagen, sich nach dem Studium in Allgemeinmedizin weiterzubilden und im ländlichen Raum Niedersachsens zu arbeiten. Die Gründung oder Übernahme einer ärztlichen Niederlassung wird über die KVN mit bis zu 60.000 Euro gefördert – in Regionen, in denen eine Unterversorgung droht, mit bis zu 70.000 Euro. Studierende, die ein Praktisches Jahr in einer niedersächsischen Hausarztpraxis absolvieren, können bis zu 2400 Euro Förderung für das Jahr bekommen. Dennoch könnten in zehn Jahren nach einer KVN-Prognose rund 1000 Hausärzte in Niedersachsen fehlen.

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