Niedersachsen

Kammer: Lieferengpässe sind inakzeptabel APOTHEKE ADHOC, 05.12.2013 13:50 Uhr

Dramatisches Problem: Die Apothekerkammer Niedersachsen beklagt Lieferengpässe bei Arzneimitteln. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Die Apothekerkammer Niedersachsen warnt vor Lieferengpässen bei Arzneimitteln: Ein Großteil der Bevölkerung sei betroffen, heißt es in einer Pressemitteilung der Kammer: „Immer häufiger können Apotheker Arzneimittel aufgrund von Lieferschwierigkeiten der Hersteller nicht mehr an Patienten abgeben“, kritisieren Apotheker und fordern, die Rabattverträge zu überdenken.

Dass Arzneimittel ausgetauscht werden müssten, seien viele Patienten inzwischen gewöhnt, so die Kammer. Neuerdings zeichne sich aber ein weit dramatischeres Problem ab: Lieferengpässe. Die Gründe sieht die Kammer zum Beispiel in den Ausschreibungen: Wenn neue Rabattverträge begännen, komme der neue und meist einzige Rabattpartner häufig nicht mit der sprunghaft steigenden Nachfrage zurecht.

Auch die Verlagerung der Produktion ins Ausland behindere die Arzneimittelversorgung: „Viele Medikamente werden außerhalb der EU hergestellt, das führt zu langen Transportwegen.“ Geringe Lagerkapazitäten, Just-in-time-Management und die Konzentration auf wenige Zulieferer und Produktionsstätten verschärften das Problem zusätzlich. Ein kleines technisches Problem könne dann schnell zu langfristigen Lieferausfällen führen.

„Die Lieferengpässe variieren zwischen wenigen Tagen bis hin zu einem halben Jahr“, teilt die Kammer mit. Nicht nur seltene Arzneimittel für den Krankenhausbedarf seien häufig nicht lieferbar, sondern auch Medikamente gegen Volkskrankheiten fehlten immer öfter. „Betroffen sind ganz unterschiedliche Wirkstoffgruppen wie Schilddrüsenhormone, Betablocker, Antidiabetika, Vitamin D, Antibiotika und Schmerzmittel von Ibuprofen bis zu Morphin-Ampullen.“

Patienten empfiehlt die Kammer, nicht zu hamstern, sondern vorausschauend Rezepte beim Arzt zu holen und in der Apotheke einzulösen. „So hat der Apotheker ausreichend Zeit, das gewünschte Medikament beim Großhandel oder beim Hersteller nachzufragen“, erklärt die Kammer. In dringenden Fällen greife der Apotheker auf ein wirkstoffgleiches Präparat zurück.

Die Apothekerkammer fordert nicht nur, die Rabattverträge zu hinterfragen, sondern auch „mehr Sicherheitspuffer in Planung, Herstellung, Lagerung und Transport von Arzneimitteln“. Das aktuelle Preisdumping führe zu einer gefährlichen Konzentration auf wenige, große Anbieter.

Die Konsequenzen trage der Patient. „In einem hochentwickelten demokratischen Industriestaat wie Deutschland sind Lieferengpässe nicht zu tolerieren“, betont die Kammer.