Schleswig-Holstein

Newcomerin will Apothekerverband aufmischen

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Berlin -

In Schleswig-Holstein wählen die Apotheker in diesen Tagen für Kammer und Verband ihre neuen Standesvertretungen. Im Vorstand der Kammer steht ein Generationswechsel an: Präsident Gerd Ehmen und drei weitere Vorstände legen ihre Ämter nieder. Im Verband wollen alle Vorstandsmitglieder bis auf Kerstin Tonberger weitermachen. Aber es gibt Konkurrenz: Newcomerin Antje Lorek will für frischen Wind sorgen.

Insgesamt neun Kandidaten rangeln beim Apothekerverband Schleswig-Holstein um die sieben Posten im Vorstand, der seit 2001 von Dr. Peter Froese geführt wird. Auch für die kommende Amtszeit strebt Fröse den Vorsitz im Verband an. Die Briefwahl läuft bereits und das Ergebnis wird am kommenden Dienstag ausgezählt. Nach Lage der Dinge dürfte Froese den Vorsitz verteidigen.

Fröse ist seit 1986 ehrenamtlich im Apothekerverband Schleswig-Holstein tätig, seit 1994 im Vorstand. Von Amts wegen ist Froese Mitglied des Vorstandes der ABDA und des DAV. Er ist Vorsitzender des Treuhandverbandes deutscher Apotheker und Aufsichtsratsvorsitzender der Treuhand Hannover. „Wir gehen durchaus selbstbewusst und unabhängig unseren Weg mit Ihnen und für Sie, auch wenn wir damit (nicht nur manchmal) in Berlin anecken“, wirbt Froese im Wahlaufruf für sich.

In den kommenden Jahre gebe es noch viel zu tun: Die überfällige Erhöhung der Honorierung und Anpassung an neue Entwicklungen müsse endlich umgesetzt und natürlich der Rx-Versandhandel unterbunden werden. „Deutsche Gesundheitspolitik darf sich nicht an der Nase herumführen lassen!“, so Froese. Die Digitalisierung will Fröse nicht als „Zaungast“ beobachten, sondern aktiv als „Chance nutzen und in unserem Interesse gestalten“. „Ich werde mich weiter mit aller Kraft für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für unsere Apotheken in Schleswig-Holstein einsetzen. Dazu gehören insbesondere Standortsicherung und Abbau überbordender Bürokratie. Ich möchte meine Arbeit für Sie weiter fortsetzen und bitte Sie um Ihre Stimme“, so der Verbandschef.

Apothekerin Antje Lorek will frischen Wind in den aus ihrer Sicht verkrusteten Vorstand ihres Apothekerverbandes bringen. Als Neuling in der Standespolitik kandidiert sie direkt für einen Vorstandsposten. Lorek führt in Kiel neben der Apotheke im Universitätsklinikum (UKSH) noch die Süd- und die Skarabäus-Apotheke als Filialen. Zum Familienverbund mit ihrem Ehemann gehören insgesamt fünf Apotheken zum Lorek-Clan. Nebenbei studiert Lorek an der Hamburger Fernuniversität noch Betriebswirtschaft und will jetzt in die Standespolitik einsteigen.

Angefangen hat Lorek vor gut neun Jahren mit der kleinen Apotheke ihrer Schwiegermutter. Diesen Standort hat sie inzwischen geschlossen. „Heute mache ich in einem Monat so viel Umsatz wie früher im ganzen Jahr“, beschreibt sie selbstbewusst ihren wirtschaftlichen Aufstieg. Mit ihrer umtriebigen Art hat sie sich nicht überall Freunde gemacht. Wie es um ihre Wahlchancen steht, lässt sich daher nicht abschätzen.

Jeder der gut 530 wahlberechtigten Apotheker des Verbandes Schleswig-Holstein hat sieben Stimmen. Diese können die Wahlberechtigten auf die neun Kandidaten verteilen. Es kann aber auch nur eine Stimme abgegeben werden. Vorhersagen über das Ergebnis sind daher schwierig.

„Als selbstständige Apothekerin sehe ich es als Aufgabe, die Zukunft der Apotheke in unserem Land zu gestalten“, schreibt Lorek in ihrem Wahlaufruf. Apotheke sei mehr als nur eine reine Abgabestelle für Arzneimittel. Die Apotheke werde immer mehr zu einem „Dreh- und Angelpunkt des Gesundheitssystems“. Gerade in der Flut an Informationen und Möglichkeiten fänden Apotheker für den Patienten oft den richtigen Weg.

Doch mit dem Status quo ist Lorek nicht zufrieden: „Warum sollte die Apotheke nicht Dienstleitungen anbieten und abrechnen dürfen, die über die reine Abgabe eines Arzneimittels hinausgehen? Warum kann die Apotheke nicht Aufgaben einer Gemeindeschwester mit übernehmen?“, so die Kandidatin. Die Weiterentwicklung der Apotheke sei noch nicht abgeschlossen und werde es auch nie sein. Lorek: „Als Apothekerverband haben wir die Aufgabe, diese Entwicklung mitzugestalten.“ Die Apotheke müsse sich gegen viele andere Berufe behaupten. „Es muss eine Zukunftsperspektive für die Apotheke geben, nur so lassen sich junge Menschen auf die Berufe in der Apotheke ein und so mancher Apotheker wage dann auch die Selbstständigkeit.“

Zeitgleich zum Verband laufen auch die Wahlen in der Apothekerkammer Schleswig-Holsteins: Der 70-jährige Gerd Ehmen tritt nicht mehr an, will den Weg für einen jüngeren Nachfolger frei machen. Neben ihm verlassen auch Reinhard Boxhammer, Susanne Hahn und Andrea Suhr den Kammervorstand. Ehmen ist seit 2009 Präsident der Apothekerkammer Schleswig-Holstein und führt sie damit in seiner zweiten Amtszeit. Derzeit laufen die Vorbereitungen zur turnusmäßigen Wahl der Kammerversammlung. Mitte März werden die Wahlbewerbungen bekannt gegeben. Das Wahlergebnis wird am 11. April ermittelt. Am 2. Mai wird die konstituierende Sitzung der neuen Kammerversammlung stattfinden, bei der ein neuer Kammerpräsident gewählt werden muss.

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