Neues von der „Videothekerin“ Alexander Müller, 03.08.2012 10:24 Uhr
Die Apothekerin Ann-Katrin Kossendey meldet sich aus dem Urlaub mit einem neuen Video zu Wort: Diesmal erklärt sie die Zusammensetzung der Arzneimittelpreise und fordert von Bundeswirtschaftsminister Dr. Phillip Röser (FDP), den Mehrwertsteuersatz auf Arzneimittel zu senken.
Den Einkaufpreis der Medikamente bestimme die Pharmaindustrie, erklärt die Apothekerin. Darauf dürften die Apotheken zunächst 3 Prozent aufschlagen. „Dann kommt unsere Pauschale von 8,10 Euro. Aber, das sind gar keine 8,10 Euro, denn wir müssen davon der Krankenkasse 2,05 Euro Rabatt geben, so dass es eigentlich nur 6,05 Euro sind“, so Kossendey. Hinzu komme dann noch die Mehrwertsteuer.
Um die Rechnung anschaulich zu machen, liefert Kossendey ein paar Beispiele, etwa Diazepam: Der Einkaufspreis liege bei 3,11 Euro, der Apothekenverkaufspreis bei 13,45 Euro. „Das ist ein sehr hoher Aufschlag, da geb' ich euch recht, da bin ich voll bei euch“, sagt die Apothekerin. Allerdings sei der Großteil der verschriebenen Arzneimittel im Einkauf deutlich teurer. „Für die Freunde der Neiddebatte an dieser Stelle gleich mal gesagt: Das reicht hier alles nicht aus, um sich einen Jaguar zu kaufen“, so Kossendey.
Am Beispiel Sortis (Atorvastatin) erklärt Kossendey dann, dass die Apotheken zwar beim Patienten die Zuzahlung von in diesem Fall 5,69 Euro kassieren, diesen Betrag aber an die Kassen weiterleiten müssten: „Ihr müsst euch das wie ein Inkassounternehmen vorstellen: Wir treiben das Geld für die Krankenkasse bei euch ein.“
Am Beispiel des hochpreisigen Antihypertonikums Tracleer (Bosentan) zeigt Kossendey, dass die Apotheke kaum von teuren Medikamenten profitieren: „Ganz ehrlich, hättet ihr gedacht, dass bei einem Medikament, was über 3200 Euro kostet, der Apotheker gerade einmal 87 Euro bekommt? Der Rest geht Richtung Pharmaindustrie und Richtung Staat.“ Der Anteil der Mehrwertsteuer etwa liege bei 525 Euro.
Kossendey kann nicht verstehen, dass in Deutschland der volle Mehrwertsteuersatz auf Arzneimittel gilt, für Blumen, Hotelübernachtungen und Lebensmittel, „ja sogar für Pornoheftchen“ aber der reduzierte Satz von 7 Prozent. Sollte Rösler den Leuten wirklich ein Wahlgeschenk machen wollen, müsse er Kossendey zufolge den Mehrwertsteuersatz auf Arzneimittel senken. Davon würden auch die Krankenkassen profitieren.
Mit ihrem ersten Video hatte Kossendey bereits vergangene Woche die Apotheken begeistert. Bei Youtube wurde das Video mittlerweile mehr als 10.000 mal aufgerufen. Nachdem Kossendey den Rücktritt der ABDA-Spitze gefordert hatte, soll sich sogar ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf telefonisch bei ihr gemeldet haben. Für das Video habe er sich aber bedankt.
Das Video finden sie hier.