Neues Modellprojekt: NRW wird Impfland APOTHEKE ADHOC, 22.06.2021 13:03 Uhr
In ganz Nordrhein-Westfalen (NRW) sollen Apotheken in der kommenden Saison Grippeschutzimpfungen durchführen. Der Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) und die AOK Nordwest haben dazu das nächste Modellprojekt vereinbart. Mehr als 700 Apotheken sollen dann gegen Influenza impfen können.
„Wir freuen uns, dass die Impfungen künftig auch in vielen Apotheken möglich sind. Dies stellt einmal mehr die Bedeutung der Vor-Ort-Apotheke für die Versorgung der Patienten unter Beweis“, erklärt AVWL-Vorstandschef Dr. Klaus Michels. Zur Modellregion gehören die Stadt Dortmund, der gesamte Regierungsbezirk Detmold, der Kreis Olpe, der Märkische Kreis sowie der Hochsauerlandkreis. Zusammen leben dort mehr als 40 Prozent der Einwohner:innen von Westfalen-Lippe.
Die logistischen Vorbereitungen laufen laut AVWL bereits an: Dazu gehören die Beitrittserklärungen der Apotheken, die an dem Modellvorhaben teilnehmen möchten, und die Qualifizierung der Apotheker:innen. Mit den ersten Impfungen sei dann zum Start der neuen Grippesaison zu rechnen. „Mit unserem gemeinsamen Modellprojekt nutzen wir konsequent den Gestaltungsspielraum, den uns der Gesetzgeber gegeben hat, und verbessern damit gleichzeitig die medizinische Versorgung unserer Versicherten“, so der AOK-Vorstandsvorsitzende Tom Ackermann.
Ausgestattet mit der nötigen Kompetenz seien die Apotheken vor Ort neben den Arztpraxen eine patientennahe und qualitätsgesicherte Anlaufstelle für viele Menschen, um sich gegen Grippe impfen zu lassen. „Dabei sehen sich die Apotheken nicht in Konkurrenz zu den Ärzten. Vielmehr zeigen die Erfahrungen aus anderen Staaten und Bundesländern, dass Impf-Apotheken vor allem die Menschen erreichen, die sich zuvor nicht haben impfen lassen. Die Apotheken sind also eine zusätzliche, unkomplizierte Möglichkeit für die Menschen, sich gegen die Virusgrippe impfen zu lassen“, so Michels. Gemeinsames Ziel von AOK und AVWL ist es, die Durchimpfungsrate der Bevölkerung zu steigern.
Zwar gibt es auch im Saarland, in Niedersachsen und in der Oberpfalz Modellprojekte in Grippeschutzimpfungen. Mit dem neuen und dem erweiterten alten Modellprojekt in den beiden Bezirken dürfte NRW aber in der kommenden Grippesaison das Bundesland mit der höchsten Abdeckung von impfenden Apotheken sein: Der Nachbarbezirk Nordrhein war bereits Pionier bei der Durchführung von Grippeschutzimpfungen. Zwar waren die Zahlen überschaubar: Über 250 Apotheker:innen aus 125 Apotheken haben sich an dem Projekt beteiligt und zwischen September und Januar trotz eines zeitweiligen Mangels an Impfstoffen rund 400 Impfungen durchgeführt.
Allerdings lief die wissenschaftliche Auswertung des Projekts zur Zufriedenheit der Beteiligten. „Das Impfangebot der Apotheken hat insbesondere Menschen erreicht, die sich sonst nicht hätten impfen lassen“, erklärt dazu Gesundheitsökonom Professor Dr. Uwe May. Komplikationen oder Zwischenfälle seien hingegen nicht aufgetreten. „In Anbetracht einer jährlichen Impflücke von rund 25 Millionen Menschen allein bei der Influenza können die Apotheken aus Versorgungssicht und aus gesundheitsökonomischer Perspektive einen entscheidenden Beitrag leisten, Erkrankungen und Todesfälle zu vermeiden und Kosten im Gesundheitswesen und der Volkswirtschaft einzusparen.“
In der kommenden Saison soll das Projekt deshalb noch ausgeweitet werden. AOK und AVNR hätten sich aufgrund der überzeugenden Ergebnisse des Modellprojekts verständigt, das Projekt auf die gesamte Region Nordrhein auszuweiten. Bisher bestand die Möglichkeit nur in den vier Modellregionen Düsseldorf und Umgebung, Essen, Bonn-Rhein-Sieg und Duisburg. Kommenden Herbst sollen die Regionen Aachen, Bergisch-Land, Köln und Linker Niederrhein hinzukommen. Die Projektteilnehmer kämen damit auch dem Wunsch der vielen Bürgerinnen und Bürger nach, die bisher noch keine impfende Apotheke in der Nähe ihres Wohnortes finden konnten, sich aber bereits vielfach danach erkundigt haben, erklärten Apothekerverband Nordrhein und AOK Rheinland/ Hamburg.