Lucas oder Overwiening: Wer macht das Rennen? Lilith Teusch, 08.01.2025 15:25 Uhr
Nach dem Fiasko im Dezember steht in der kommenden Woche der zweite Wahlgang für die Abda-Spitze an. Diesmal tritt Gabriele Regina Overwiening nicht mehr unangefochten an: Gestützt von den Verbänden kandidiert Thomas Preis, Vorsitzender des Verbands Nordrhein. Und er bleibt nicht das einzige neue Gesicht: Auch Dr. Ina Lucas, Präsidentin der Apothekerkammer Berlin, ist im Rennen. Möglicherweise kündigt sich ein neues Duo an der Spitze an. Ein Kommentar von Lilith Teusch.
Trotz mehrfacher Ankündigung, nicht mehr kandidieren zu wollen, stellt sich Overwiening in der kommenden Woche erneut zur Wahl – begleitet von ihrem Vize Mathias Arnold aus Sachsen-Anhalt. Overwiening hat dem Vernehmen nach die Kammern hinter sich. Doch wie bereits der erste Wahlgang gezeigt hat, ist die Loyalität hier wohl nicht völlig sicher.
Die Verbände hingegen favorisieren einen anderen Kandidaten: Preis, den Verbandschef aus Köln. Preis, der seit mehr als 20 Jahren das Amt des Verbandsvorsitzenden innehat, bringt umfangreiche Berufserfahrung mit. Er gilt als Übergangsmann, der die organisatorische Neuausrichtung der Abda vorantreiben soll – was auch immer das genau bedeutet. Auch der Hessische Apothekerverband (HAV) hat ihm öffentlich seine Unterstützung zugesichert und sogar gefordert, dass Overwiening zurücktritt, um „weiteren Schaden von der Standesvertretung fernzuhalten“.
Nach dem Unmut über die Abda allein im letzten Jahr und der überraschenden Abwahl im ersten Wahlgang, wäre es tatsächlich ein Armutszeugnis, Overwiening und Arnold einfach wieder in die Spitzenpositionen zu wählen. Die Abwahl hat ihre politische Glaubwürdigkeit beschädigt, weiterhin als Vertreterin einer Branche aufzutreten, die gezeigt hat, dass diese nicht geschlossen hinter ihr steht, wäre mehr als unglücklich.
Sollte Preis zum Präsidenten gewählt werden, müsste noch das Amt des Vizes besetzt werden. Hier könnte Lucas ins Spiel kommen. Die 41-Jährige kann zwar nicht auf so langjährige Erfahrung wie ihre Mitkandidaten verweisen, aber möglicherweise frischen Wind in die Standesvertretung bringen. Plus: Als Apothekerin in Berlin ist sie vor Ort – und könnte ohne Anreisezeiten auch spontane politische Termine wahrnehmen. Dass Lucas auch vor schwierigen Diskussionspartnern nicht zurückschreckt, zeigte sie zum Beispiel Ende letzten Jahres auf der Digital Health Conference. Dort diskutierte sie auf der Bühne mit dem Redcare-CEO Olaf Heinrich.
Wie viel Reform und Veränderung ein Duo aus Preis und Lucas tatsächlich bringen würde, bleibt abzuwarten. Erst einmal müssen die beiden nächste Woche genügend Stimmen einsammeln. Klar ist jedoch, dass die Abda dringend einen Neuanfang braucht. Sollte die Standesvertretung auch nach den Wahlen untätig bleiben und – zum Albtraum vieler – Lauterbach weiterhin im Bundesgesundheitsministerium (BMG) sitzen und seine angestaubten Reformvorhaben wiederbeleben, braucht die Branche eine proaktive Vertretung, die in die Offensive geht und die Interessen der Apotheken mit Nachdruck vertritt.