Expertenmeinung

Neue Gesundheitsreform 2009

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Die Krankenversicherten in Deutschland müssen sich auf eine völlig veränderte Kassenlandschaft 2009 und möglicherweise weitere Gesundheitsreformen in den Folgejahren einstellen. Bereits „Anfang der nächsten Legislaturperiode“ sei eine erneute Finanzreform der gesetzlichen Krankenversicherung nötig, sagte Professor Dr. Eberhard Wille, Vorsitzender des Sachverständigenrats für die Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen. „Die beitragspflichtigen Einnahmen der Krankenkassen steigen seit geraumer Zeit deutlich schwächer als die benötigten Ausgaben.“

Der 2009 startende Gesundheitsfonds sei nicht für die steigenden Beiträge verantwortlich, sagte der Mannheimer Ökonom. Eine mögliche Erhöhung der Arzthonorare um rund 2,5 Milliarden Euro, eine Aufstockung für die Krankenhäuser um rund 3 Milliarden und steigende Arzneimittelausgaben führten rein rechnerisch zu einem Anstieg von rund 0,6 Prozentpunkten. Derzeit beträgt der Durchschnittssatz inklusive Sonderbeitrag der Versicherten 14,92 Prozent.

Wille erwartet große Veränderungen durch den Fonds und den neuen Finanzausgleich unter den gesetzlichen Kassen. Diese erhalten ab 2009 pro Versicherten Pauschalen sowie Zuschläge für 80 Krankheiten. Künftig könnten Kassen nach Angaben Willes Überschüsse erzielen, wenn sie viele chronisch kranke Versicherte haben, die gut versorgt und wenig kostenträchtig sind. „Die gut gemanagten Chroniker liegen in der Anziehungskraft für die Kassen gleich auf mit den Gesunden“, sagte Wille gestützt auf eigene Umfrage-Ergebnisse. Bisher lagen die Kassen im Wettstreit vor allem um gesunde Gutverdiener. Drohende Zusatzbeiträge wollen die Kassen nach Willes Prognose unbedingt vermeiden. Die Möglichkeit, Geld zurückzuzahlen, würden Kassen wohl nicht voll ausschöpfen, sagt Wille.

Der Konzentrationsprozess in der Kassenlandschaft werde sich beschleunigen. „Es steht zu erwarten, dass die Anzahl der Kassen bald unter 200 fällt, möglicherweise schon in diesem Jahr.“ Ein Grund seien die Einzelverträge, die Kassen verstärkt etwa mit Arzneimittelherstellern oder einzelnen Arztgruppen abschließen können - kleinen Kassen falle dies schwerer.

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