Vier Monate vor der Bundestagswahl stehen Nebeneinkünfte von Politikern wieder im Fokus der Öffentlichkeit: Nachdem die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock 25.000 Euro der Bundestagsverwaltung nachmelden musste, folgte neben Parteigenosse Cem Özdemir auch SPD-Gesundheitsexperte Dr. Karl Lauterbach. Nun räumte er ein: Das Geld stammt auch von einem Vortrag zur Zukunft des Versandhandels mit Arzneimitteln.
Es sei ein „Riesenfehler“ gewesen, für den er geradestehen wolle: Wegen einer Augen-OP vor vier Wochen sei er erst jetzt dazu gekommen, einen Buchvorschuss bei der Bundestagsverwaltung zu melden. „Dabei ist meinem Team aufgefallen, dass in der gesamten Legislaturperiode noch keine einzige Nebeneinkunft beim Bundestag gemeldet wurde“, erklärte Lauterbach am Montag gegenüber der Bild-Zeitung. Es habe wohl ein „Missverständnis bei der Zuständigkeit“ gegeben. „Es ist mir unglaublich unangenehm.“
17.850 Euro betrug die Summe, die er nun beim Bundestag nachmelden musste. Abgesehen von dem Buchvorschuss seien es die einzigen Nebeneinkünfte der vergangenen vier Jahre. Erhalten habe er das Geld für vier Vorträge: zwei zur Zukunft kommunaler Krankenhäuser, einen bei Healthcare Rheinland zum Gesundheitsstandort Köln – und ein Vortrag zur Zukunft des Versandhandels. Organisation und Honorierung erfolgten nach Angaben seines Bundestagsbüros aber über die PKS Kommunikations- und Strategieberatung in Berlin, nicht über den Bundesverband Deutscher Versandapotheken (BVDVA)*.
Lauterbach betont, dass er das Honorar dafür keineswegs schwarz erhalten hat. „Das Geld wurde versteuert, ich habe es für meine Familie und mich ausgegeben. Es wurde nur eben nicht beim Bundestag angemeldet.“ Er habe das vergangenen Donnerstag persönlich mit einem Schreiben an Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble nachgeholt und sich darin für das Versäumnis entschuldigt. Auf dessen Antwort warte er noch. Mehr meldepflichtige Nebeneinkünfte gebe es nicht, außer den 31.000 Euro Vorschuss, die er für ein Buch über Wissenschaft und Politik erhalten habe, das er gerade schreibt.
Einen Zusammenhang zum Fall von Annalena Baerbock habe es bei seiner nachträglichen Meldung nicht gegeben: „Nein, das hat damit nichts zu tun.“ Auch in den Summen, die zur Rede stehen, sieht Lauterbach keinen Grund für einen Skandal. „Abgesehen vom Buch: Das machen andere in einem Monat. Mir geht es nicht ums Geld“, so der 58-Jährige. „Ich arbeite Tag und Nacht für den Bundestag. In der freien Wirtschaft könnte ich ganz andere Summen verdienen.“
Dennoch wolle er nun Verantwortung übernehmen. „Ich habe beschlossen, damit offen umzugehen und einen hohen moralischen Anspruch an mich selbst.“ Die Hälfte der 17.850 Euro sei schon durch die Steuer weggegangen, den Rest habe er bereits ausgegeben. Dennoch spende er nun die volle Summe an die Corona-Hilfe Indien, so Lauterbach. „Ich habe mich wahnsinnig geärgert und bin jetzt mit mir im Reinen, mehr kann ich erst einmal nicht machen.“
*Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hieß es, Lauterbach habe das Honorar direkt vom BVDVA erhalten. Wir haben die Stelle korrigiert.
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