Die ABDA hat einen Namen für ihre wirtschaftenden Töchter gefunden: Govi Verlag und Werbe- und Vertriebsgesellschaft Deutscher Apotheker (WuV) werden in diesem Jahr zu einem Unternehmen verschmelzen und firmieren dann unter „Avoxa – Mediengruppe Deutscher Apotheker“. Das beschlossen jetzt die zuständigen Gremien.
Der Name „Avoxa“ sei ein eigens entwickelter Kunstname, der mit dem Bestandteil „vox“ (lateinisch Stimme) verdeutlichen solle, dass sich die Mediengruppe – wie bisher die Einzelgesellschaften – auch künftig Gehör im Gesundheitsbereich verschaffen wollten, teilte die ABDA mit.
So ganz einzigartig ist der Name allerdings nicht. In Frankreich nennt sich eine große Rechtsanwaltskanzlei Avoxa und in der Schweiz steht der Name für ein Pflanzenschutzmittel für Winterroggen und Winterweizen. Der Hersteller Syngenta hat sich die Marke in diesem Bereich auch in Deutschland gesichert. Erinnerungen werden auch an die Apothekengewerkschaft Adexa und das Bayer-Antibiotikum Avalox geweckt.
In der Romantrilogie „Die Tribute von Panem“ sind Avox Menschen, denen wegen Widerstand gegen das herrschende Kapitol die Zunge abgeschnitten wurde und die als Sklaven dienen müssen. Autorin Suzanne Collins hatte vermutlich auch den lateinischen Ursprung im Sinn, das Präfix „a-“ eingeschlossen.
Unter dem Dach der „Avoxa – Mediengruppe Deutscher Apotheker GmbH“ werden künftig alle Produktmarken der Geschäftsfelder Messen und Kongresse (Expopharm, Pharmacon), Fach- und Publikumszeitschriften (PZ, NAI), Buchprojekte und Online-Medien, pharmazeutische Daten und EDV-Dienstleistungen und nicht zuletzt das Pseudo-Customer-Geschäft geführt.
„Der Zusammenschluss schafft zahlreiche zusätzliche Synergieeffekte und dadurch eine noch schnellere und effektivere Ausrichtung auf die Anforderungen des Apothekenmarktes“, erklärte ABDA-Präsident Friedemann Schmidt. „Avoxa wird eine starke Stimme im Apothekenmarkt sein – von den Apothekern für die Apotheker.“
Die Zusammenführung der Unternehmen wird mit der Eintragung der „Avoxa – Mediengruppe Deutscher Apotheker GmbH“ ins Handelsregister zur Jahresmitte 2016 vollzogen sein. Die Geschäftsführung werden die bisherigen Chefs der WuV, Metin Ergül, und des Govi-Verlags, Peter Steinke, gemeinsam übernehmen.
Auf 40 Millionen Euro summieren sich die Umsätze der beiden wirtschaftenden Töchter. Gemeinsam mit der VGDA, die ebenfalls in Teilen eingebracht wird, hält die WuV auch die Geschäftsanteile der Versicherungsvermittlung für Apotheker (VfA). Die Mitarbeiterzahl des Unternehmens liege bei circa 190 Angestellten. Entlassungen werde es im Zusammenhang mit der Unternehmenszusammenführung nicht geben. Sitz der Firma ist Eschborn bei Frankfurt am Main.
Einem Gutachten der Unternehmensberatung KPMG zufolge könnte die neue Struktur einen Millionenbetrag kosten: Da die WuV das Apothekerhaus in Eschborn für die ABDA hält, könnte die Einbringung in ein neues Gemeinschaftsunternehmen Grunderwerbsteuer auslösen – je nach Modell sogar doppelt: Auf rund 500.000 beziehungsweise mehr als eine Million Euro schätzen die KPMG-Experten das Risiko alleine in diesem Bereich.
Weitere 1,5 Millionen Euro könnten im Extremfall an Ertragssteuer anfallen. Denn wenn das Finanzamt die Treuhänderstruktur nicht anerkennt, müssten bei der Einbringung in das Gemeinschaftsunternehmen die stillen Reserven aufgedeckt werden. Bislang werden die Anteile an WuV und Govi bei der ABDA zum Buchwert geführt, die erheblichen Vermögenswerte also gar nicht berücksichtigt. Zu guter Letzt könnten Verlustvorträge in Höhe von 165.000 Euro bei der Einbringung verfallen, künftig also nicht mehr steuerlich mit Gewinnen verrechnet werden.
Laut KPMG-Gutachten ist der Govi-Verlag rund 32 Millionen Euro wert, die WuV sogar knapp 84 Millionen Euro. Grundlage für die Berechnung ist jeweils der durchschnittliche Überschuss in den vergangenen drei Jahren, der nach dem vereinfachten Ertragswertverfahren mit dem Faktor 18,21 multipliziert wird. Unberücksichtigt bleiben beim Ertragswertverfahren die Vermögenswerte: Die WuV verfügte zuletzt über einen Kassenbestand von 26 Millionen Euro. Beim Govi-Verlag, der seit 2009 wieder profitabel ist, lagen laut Bilanz immerhin rund 11 Millionen Euro auf den Konten, bei der VGDA zusätzlich mehr als eine Million Euro.
APOTHEKE ADHOC Debatte