Corona, Ibu und ACE-Hemmer

Nach Fake-News: Nun äußert sich die AMK

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Berlin -

Falschmeldungen bezüglich der Corona-Krise gehören momentan zum Alltag. Neben Mythen, dass viel Trinken oder die Einnahme von Vitamin C vor einer Infektion ausreichend schützen könne, führten zwei Meldungen zu besonders viel Verunsicherung – nicht nur beim Patienten: Ibuprofen und ACE-Hemmer sollen die Infektion mit Sars-CoV-2 verschlimmern. Die zugrunde liegende Datenlage ist dünn. Nun äußert sich die Arzneimittelkomission der Deutschen Apotheker (AMK).

Am Wochenende machte eine Whatsapp-Sprachnachricht die Runde, in der eine Mutter davon berichtete, dass Wiener Forscher einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Ibuprofen und schweren Covid-19 Verläufen ausgemacht hätten. Obwohl die Datenlage noch unklar ist, rät die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nun von der Einnahme von Ibuprofen ab, sofern ein Verdacht auf eine Infektion mit Sars-CoV-2 vorliegt. Ibuprofen soll zu steigenden ACE-2-Spiegeln führen. Chinesischen Berichten zufolge benötigt das Coronavirus den ACE-2-Rezeptor, um Zellen zu infizieren.

ACE-Hemmer

Nach Berichten von chinesischen Autoren benötigt Sars-CoV-2 den Rezeptor des Angiotensin-Conversions-Enzym-2, um Zellen zu infizieren. Dieser Rezeptor wird in Herz und Lunge exprimiert. Ein Anstieg der ACE-2-Plasmaspiegel ist vor allem bei Diabetikern mit einer antihypertensiven Therapie bestehend aus ACE-Inhibitoren (ACEi) und Angiotensin-Rezeptor-Blockern (ARB/Sartanen) zu verzeichnen.

Derzeit liegen der AMK – in Übereinstimmung mit der Europäischen und der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – keinerlei wissenschaftlichen Daten vor, die diese Annahme stützen. Die Therapie sollte ohne ärztliche Rücksprache aufgrund von fehlender Evidenz nicht abgebrochen weren. Die AMK rät auch dringend von einer Umstellung auf andere blutdrucksenkende Arzneimittel (Calciumkanalblocker) ab. Die AMK verweist aber auch auf das generell erhöhte Sterberisiko im Rahmen von respiratorischen Infektionen bei Menschen mit kardialen Vorerkrankungen.

Ibuprofen

Ibuprofen soll zu schweren Verläufen von Covid-19 sorgen. Der angebliche Grund hierfür: Erhöhte ACE-2-Spiegel können mit der Einnahme von Ibuprofen (und Thiazolidindionen) einhergehen. Die AMK weist darauf hin, dass diese Aussage bislang nicht durch Daten oder Referenzen belegt wurde. Laut AMK liegen zu dieser Hypothese bislang keine publizierten Arbeiten vor.

Die einzige Verbindung dieser Mutmaßung könnte in einer Arbeit aus dem Jahr 2015 liegen: In der Arbeit von Qiao und Kollegen handelt es sich um ein Tiermodell mit diabetischen Ratten mit erniedrigten ACE-2-Spiegeln. Bekamen die erkrankten Tiere Ibuprofen verabreicht, so erhöhten sich die ACE-2-Spiegel. Im Vergleich zur gesunden Kontrolle waren die ACE-2-Spiegel allerdings weiterhin erniedrigt. Die AMK stuft die vorliegende Arbeit somit als nicht ausreichend ein. Folglich gebe es derzeit keinerlei Hinweise darauf, dass Ibuprofen bei Covid-19 Verdacht nicht mehr eingenommen werden.

WHO rät bei Verdachtsfall von Ibuprofen ab

Die WHO rät Menschen bei Verdacht auf eine Infektion mit dem neuen Coronavirus davon ab, ohne ärztlichen Rat das Medikament Ibuprofen einzunehmen. Es gebe zwar keine neuen Studien, aus denen hervorgehe, dass Ibuprofen mit höher Sterblichkeit verbunden sei, sagte WHO-Sprecher Christian Lindmeier am Dienstag in Genf. Aber die Experten prüften die Lage zurzeit. „Wir raten, im Verdachtsfall Paracetamol und nicht Ibuprofen einzunehmen“, sagte Lindmeier. Dies beziehe sich ausschließlich auf die Einnahme ohne ärztlichen Rat, betonte er.

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