MVDA schreibt an WiWo Benjamin Rohrer, 25.03.2013 13:28 Uhr
„Die Luft ist raus“ – unter diesem Titel holte die WirtschaftsWoche (WiWo) Anfang März zum Rundumschlag in Sachen Apothekerschaft aus. Die Pharmazeuten bedienten sich „rabiater Methoden“, um ihre finanziellen Forderungen geltend zu machen, hieß es etwa. Das Blatt erhob auch Vorwürfe gegen die Spitzen der Standesorganisationen. Der Marketing Verein Deutscher Apotheker (MVDA) hat sich in einem Leserbrief nun über den Artikel beschwert: Aus Sicht der Apothekenkooperation haben die Autoren das „richtige Maß verloren“ und sich in Ton und Inhalt vertan.
Der Artikel war kurz nach dem Aktionstag zur Notdienstpauschale veröffentlicht worden. „Deutschlands Pillenverkäufer proben mittlerweile den Daueraufstand“, heißt es. Und weiter: „Wenn es um Geld und Pfründe geht, ist einigen der sonst so friedliebenden und zurückhaltenden Apotheker hierzulande keine Methode zu rabiat oder skuril.“
Die WiWo nahm die Proteste der Apotheker zum Anlass, sich über den gesamten Berufsstand auszulassen. So würden „unliebsame Konkurrenten“ wie beispielsweise easy-Apotheker „wegen Petitessen“ angezeigt und kritische Politiker wie Biggi Bender („Celesio-Biggi“) gemobbt. Rückblickend auf die politischen Entscheidungen der letzten Jahre hätten die Verbandsfunktionäre zudem „wenig erreicht“.
Den Blick für das Maß hätten die Lobbyisten ohnehin schon verloren: Als Beispiel wird die Fahrradtour von Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) in Nordrhein-Westfalen genannt, auf der Bahr im August 2012 von Vertretern der Apothekerschaft gestoppt worden war. „Dumm nur, dass die Funktionäre des darbenden Standes ihre Autos gleich gegenüber abgestellt hatten. Auf dem Parkplatz waren unter anderem ein Porsche, ein dicker Audi-Geländewagen und ein Toyota-Lexus zu sehen.“
MVDA-Präsident Wolfgang Simons und sein Vize Ulrich Ströh beschwerten sich jetzt beim Handelsblatt-Verlag über den Artikel. „Als Präsidium des MVDA – der mit über 3500 Apotheken marktstärksten Kooperation – widersprechen wir Ihrer in Ton und Inhalt weitestgehend überzogenen Darstellung mit aller Deutlichkeit.“
Trotz „signifikant verschlechterter Ertragslage“ schafften es die Apotheker, die Arzneimittelversorgung sicherzustellen. Um dieses „hohe Gut“ zu erhalten, müssten Politik und die Öffentlichkeit schließlich über die wirtschaftliche Lage der Apotheken informiert werden.
„Friedemann Schmidt gedenkt als neuer ABDA-Präsident mit der lobbyistischen Methodik der Vergangenheit aufzuräumen und ein neues Bild der inhabergeführten Apotheken zu schaffen“, so Simons und Ströh weiter. Den Standesorganisationen und Kooperationen sollte daher eine faire Chance eingeräumt werden.