Angesichts der „gesundheitspolitischen Gewitterlage“ fordert der Marketing Verein Deutscher Apotheker (MVDA) die Apothekerschaft auf, das Heft das Handelns in die Hand zu nehmen und einen Plan B vorzubereiten. Nach Ansicht der Kooperation sind angesichts des unsicheren Ausgangs des EuGH-Verfahrens zu Rx-Boni „Dammbrüche“ nicht auszuschließen, die die Apotheken in Deutschland zu „Treibgut“ machten.
In ihrem aktuellen Präsidentenbrief fordern MVDA-Präsidentin Gabriela Hame-Fischer und Vizepräsident Dr. Holger Wicht von der ABDA „besser durchdachte, realistische und konkrete Vorschläge“. Die aktuelle Marktlage sei alles andere als ruhig. Niemand könne und dürfe die aktuellen Entwicklungen „auf die leichte Schulter nehmen“. Noch sei kein Damm gebrochen, „aber die Zeichen stehen auf Sturm“.
Die Apotheker müssten in einem sich verändernden Markt das „Heft des Handelns in der Hand behalten“. „Wer nur reagiert, der wird zu Treibgut“, heißt es im MVDA-Brief. Statt auf die Herausforderungen angemessen zu reagieren, seien von der Standespolitik bislang „eher schwache Vorschläge“ unterbreitet worden, die dann auch noch falsch von den politischen Entscheidungsträgern aufgenommen worden seien, kritisiert der MVDA: „Hausgemachte Probleme können und dürfen wir uns in dieser Lage nicht erlauben, das kann sonst fatal enden.“
Das Urteil des EuGH könnte zu einem „Dammbruch mit sehr weitreichenden Konsequenzen führen“, fürchtet der MVDA. Darüber hinaus gerate im Inland die gesetzliche Krankenversicherung wieder zunehmend unter finanziellen Druck. Das berge stets die Gefahr, kurzfristig mit Einschnitten konfrontiert zu werden.
Deshalb müssten sich die Apotheker – sowohl standespolitische Organisationen als auch Kooperationen – rechtzeitig mit der aktuellen Situation befassen und „konkrete Ideen für einen Plan B entwickeln“. Die Standespolitik sei aufgefordert, „mit besser durchdachten, realistischen und konkreten Vorschlägen auf die politischen Entscheidungsträger zuzugehen“.
Der EuGH müsse sich zwar in seinem für Herbst zu erwartenden Urteil nicht zwangsläufig auf die Seite des Generalanwaltes schlagen. Die Erfahrungen der Vergangenheit sprächen jedoch dafür. „Von daher wäre es geradezu fahrlässig, sich nicht akribisch auf ein negatives Urteil vorzubereiten“, heißt es im Präsidentenbrief. Die ausländischen Versandapotheken „werden genau dies tun und versuchen, sofort diese Chance zu nutzen und vor allem Dauerbedarf von Chronikern an sich zu binden“.
Aber nicht nur das EuGH-Verfahren bereitet dem MVDA große Sorgen. Die derzeit in Diskussion befindliche Abschaffung der Importquote, respektive Anpassung der „15 Euro oder 15 Prozent“ Preisabstandsklausel, würde „zu spürbaren wirtschaftlichen Einbußen bei Apotheken – insbesondere bei der Abgabe hochpreisiger Arzneimittel – führen“.
Die von Gesundheitspolitikern der Regierungskoalition präferierte Deckelung des prozentualen Anteils der Apothekenvergütung würde sich „nicht minder schmerzlich auf die Abgabe hochpreisiger Arzneimittel auswirken“. Eine höherer Vergütung für Rezepturen oder die Abgabe von BtM helfe da wenig.
Dritter Punkt ist der zunehmende Mangel an Hausärzten in ländlichen Regionen, der zwangsläufig auch zu Lücken in der Arzneimittelversorgung führen könne. Die Entwicklung eigener Lösungen müsse zwingend erledigt werden, sonst drohten ungewollte Ersatzlösungen wie ein Dispensierrecht für Ärzte.
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