Der neue milliardenschwere Finanzausgleich zwischen den Krankenkassen hat für Aufregung gesorgt. Kritiker fürchten einen bizarren Wettbewerb um Kranke durch den morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich. Mehr Gerechtigkeit verspricht sich dagegen Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD).
Die Kassen bekommen aus dem Gesundheitsfonds ab 2009 mehr Geld für jene Versicherten, die eine von 80 Krankheiten haben. Die Techniker Krankenkasse etwa warnte: „Nur ein kranker Versicherter ist im neuen System ein guter Versicherter.“ Eine Befürchtung der Kritiker: Ärzte könnten Patienten im Sinne der Kassen auf dem Papier kränker machen als sie sind, denn auch sie bekämen dann für die Behandlung mehr Geld. Der Präsident des Bundesversicherungsamts, Josef Hecken, winkt ab: „Wenn ein Arzt so eine Manipulation mitmachen würde, wäre das bei einer Wirtschaftlichkeitsprüfung sein sicherer Weg in die Insolvenz.“
Der Vorsitzende des unabhängigen Gesundheits-Sachverständigenrats, Professor Dr. Eberhard Wille, sieht ebenso wie die Koalition die vielen chronisch Kranken durchs neue System im Vorteil: Die Kassen hätten nun ein größeres Interesse daran, ihnen zu helfen. Denn ausgeglichen werden Durchschnittskosten etwa für Diabetes oder Asthma - nicht die tatsächlichen Ausgaben für den Einzelnen. Wird das Leiden schlimmer und teurer, werden die Betroffenen für Kasse wieder zum Kostenfaktor. Chroniker um jeden Preis anzuwerben, wird für die Kassen somit ein Risikogeschäft.
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