Bundesärztekammer

Montgomery will Ranglisten-Medizin

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Der neu gewählte Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Dr. Frank Ulrich Montgomery, hält eine Ranglisten-Medizin für notwendig. Angesichts begrenzter Finanzmittel im Gesundheitssystem sei die ausdrückliche Festlegung einer Vorrangigkeit bestimmter Indikationen, Patientengruppen oder Verfahren nötig. Dies sei die einzige Methode, die vorhandenen Gelder gerecht einzusetzen. „Jeder wird behandelt, jeder wird versorgt, in der Rangfolge der Dringlichkeit“, sagte Montgomery der Zeitschrift „Forschung & Lehre“. Er nannte das eine „ehrliche Priorisierung“ medizinischer Behandlungen statt „heimlicher Rationierung“.

Die Ranglisten-Kriterien und den dazu notwendigen Konsens sollte seinen Vorstellungen zufolge ein Gesundheitsbeirat erarbeiten, in dem Ärzte, Ethiker, Juristen, Gesundheitsökonomen, Theologen, Sozialwissenschaftler und Patientenvertreter gemeinsam Empfehlungen entwickeln. Die Letztentscheidung sei aber politisch zu treffen und zu verantworten, so Montgomery.

Grund für die steigenden Kosten sind aus Sicht Montgomerys nicht Honorarzuwächse bei den Ärzten, sondern zusätzliche Leistungen, medizinischer Fortschritt und demografischer Wandel. „Wir haben also eine Leistungs- und mitnichten eine Kostenexplosion.“

Bereits Montgomerys Amtsvorgänger Professor Dr. Jörg-Dietrich Hoppe hatte sich immer wieder für eine Priorisierung medizinischer Leistungen ausgesprochen. Im Bundesgesundheitsministerium (BMG) hatte der Vorschlag scharfe Reaktionen ausgelöst. Von „realitätsfernen, apokalyptischen Vorstellungen“ war im Ministerium damals die Rede. Beim Deutschen Ärztetag hatte zuletzt auch Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) solche Vorschläge abblitzen lassen.

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