Einen Tag, bevor Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) über seine Pläne für ein neues Apothekenhonorar sprechen will, meldet sich die Monopolkommission zu Wort. Die „Welt“ berichtet aus einem unveröffentlichten Papier, mit dem die alten Forderungen nach freien Preisen erneuert werden.
Die Monopolkommission schlägt demnach vor, die bisher nach komplizierten Regeln festgesetzten Apothekenpreise freizugeben, sodass Apotheken künftig nach eigenem Ermessen Rabatte auf die Medikamentenpreise geben können: „Es sollte allen Apotheken freigestellt werden, den Patienten einen Rabatt bis maximal in Höhe der Zuzahlung gesetzlicher Versicherter zu gewähren“, schreibt das Gremium in dem bisher unveröffentlichten Papier, das WELT vorliegt. „Dies würde eine Zunahme des Wettbewerbs zwischen Apotheken auslösen, die neben der Servicequalität dann auch über den Preis konkurrieren.“
Die Experten wollten so einen Preiswettbewerb zwischen den Apotheken entfachen in der Hoffnung, dass dieser dafür sorgen wird, dass künftig weniger Geld bei den Pharmazeuten hängen bleibt und gleichzeitig die Versorgung im ländlichen Raum gewährleistet bleibt, schreibt die „Welt“. Den Rabatt müssten die Apotheker aus den Zuschlägen finanzieren, die sie bisher vollständig bekommen.
Die Monopolkommission erwartet laut Bericht, dass der Preiswettbewerb vor allem dort stattfinden wird, wo viele Apotheken auf engem Raum um Patienten konkurrieren. „Rabatte würden daher vor allem Apotheken in Städten und dicht besiedelten Regionen betreffen, während auf dem Land die Konkurrenz geringer, ist, da hier einzelne Apotheken oft große Regionen versorgen“, zitiert das Blatt aus dem Vorschlag.
Die Rabattschlacht in den Städten würde dafür sorgen, dass Krankenkassen und Patienten ganz automatisch weniger für verschreibungspflichtige Medikamente zahlen müssten, heißt es weiter. Die Bundesregierung könnte so darauf verzichten, die Vergütungssätze zu kürzen, wie es das Gutachten für das Wirtschaftsministerium vorschlägt. „Die Möglichkeit Rabatte zu geben, würde die Preise im Falle einer Überversorgung selbstständig anpassen“, heißt es in dem Papier.
Langfristig wolle die Monopolkommission das Vergütungssystem noch stärker umbauen, schreibt die „Welt“: Die gesetzlich festgelegten Zuzahlungen sollen demnach zugunsten einer Servicegebühr gestrichen werden, über die die Apotheken miteinander konkurrieren könnten – und das dürfte die Preise langfristig weiter drücken.
Die „Welt“ veweist im Beitrag außerdem nicht nur auf das 2hm-Gutachten, sondern rechnet vor, dass Apotheker wegen des 3-prozentigen Zuschlags bei Hochpreisern mehr Marge haben: „Je teurer das Medikament, desto mehr verdient der Apotheker also daran – ganz unabhängig davon, wie viel Aufwand er mit dem Medikament hat. Von diesem Modell profitieren grundsätzlich all jene Apotheken, die viele besonders teure Arzneimittel abgeben. Dazu zählen Medikamente gegen HIV/AIDS oder Hepatitis C und besonders fortschrittliche Rheumamedikamente, die bis vor Kurzem patentgeschützt und daher sehr teuer waren.“
Laut „Welt“ gehen Experten davon aus, dass besonders Apotheken in großen Städten von dieser preisabhängigen Provisionierung profitieren: „Die Infektionskrankheiten mit kostspieliger Behandlung sind dort verbreiteter und teure innovative Medikamente dürften vor allem von Fachärzten und Spezialisten verschrieben werden und nicht so oft vom Hausarzt. Ganz gleich, wie eine Reform aussehen wird: Die Apotheken, die bisher an teuren Medikamenten gut verdient haben, dürften die neuen Regeln am ehesten spüren.“
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