Ärzte klagen über Lieferchaos

Moderna statt Biontech: „76 Jahre Redezeit“

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Berlin -

Die Lieferprobleme der Corona-Impfstoffe waren auch Thema bei der digitalen Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV):  Vize Dr. Stephan Hofmeister kritisierte das vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) verursachte Durcheinander in der Kommunikation um die beiden mRNA-Impfstoffe Biontech und Moderna.

„Die Aufklärung und vor allem auch Beruhigung der Bürgerinnen und Bürger, die durch diese Art der Kommunikation einmal mehr und völlig nachvollziehbar verunsichert sind, bleibt wieder einmal in den Praxen hängen“, so Hofmeister. „Nehmen Sie nur zwei Minuten Aufklärungszeit pro Impfung durch den Impfstoffwechsel, so sind das bei 20 Millionen Impfungen über 76 Jahre Redezeit, die völlig unnötigerweise verloren gehen.“ Gleichzeitig betonte er ausdrücklich die Sicherheit des Impfstoffes von Moderna und der Kreuzimmunisierung beim Boostern.

„Um gemeinsam schwere Zeiten zu bestehen, und in denen sind wir, braucht es Vertrauen. Für Vertrauen braucht es klare Kommunikation, transparente Maßnahmen, erklärte Ziele und einen ruhigen Kurs“, betonte der KBV-Vize. Ohne Vertrauen folge die Bevölkerung nicht dem Rat der Regierenden. Hofmeister: „Angst schafft kein Vertrauen!“ Mit Angst machen erreiche man keine guten Ergebnisse.

An alle Bürgerinnen und Bürger, die jetzt dringend eine Booster-Impfung haben wollten, appellierte Hofmeister: „Bitte bleiben Sie besonnen! Der Schutz durch die ersten beiden Impfungen ist nicht von heute auf morgen weg.“ Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende rief dazu auf, die Praxen und andere impfenden Stellen ihre Arbeit machen und die Menschen impfen zu lassen – und zwar diejenigen zuerst, die am dringendsten den Schutz bedürfen. Die Hauptbotschaft aber laute, so Hofmeister: „Viel wichtiger als gesunde 30-Jährige zu boostern, ist, die noch ungeimpften Erwachsenen zu erreichen und zum Impfen zu bewegen!“

Er dankte ausdrücklich den Praxisteams für ihre herausragende Leistung trotz widriger Umstände. Er berichtete von niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen am Rande der Erschöpfung und von Medizinischen Fachangestellten (MFA), die nach 20 und mehr Jahren in einer Praxis jetzt kündigten. „Nicht, weil sie ihre Arbeit nicht mehr lieben oder die Patienten im Stich lassen wollen, und auch nicht, weil sie das Impfen nicht schaffen würden, wie neuerdings aus der Politik kolportiert wird“, so Hofmeister. „Sondern weil sie es nicht mehr aushalten, Tag für Tag immer neue Regelungen erklären zu müssen, ängstliche Menschen zu beruhigen, sich teilweise beschimpfen und bedrohen zu lassen für Dinge, für die sie keinerlei Verantwortung tragen.“

„Die ambulante Versorgung in den Praxen durch die Kolleginnen und Kollegen und ihre großartigen Teams ist von Anfang an das Bollwerk gegen einen pandemiebedingten Kollaps des Gesundheitswesens gewesen und sie ist es immer noch“, erinnerte Hofmeister. Die weit überwiegende Zahl aller Patienten mit Covid-19 sei in den Praxen gesehen und versorgt worden.

„Die Praxen werden auch weiter die ambulante Versorgung in bewährter Art und Weise sicherstellen und ihren unersetzlichen Beitrag zur Bewältigung der Pandemie leisten“, konstatierte Hofmeister. Dazu gehöre aber auch und vor allem Verlässlichkeit und Planbarkeit, aktuell vor allem in Bezug auf die Impfstofflieferungen. „Die Praxen können diese Aufgabe stemmen, das haben sie mehrfach bewiesen – vorausgesetzt sie bekommen das, was sie dafür brauchen“, so Hofmeister und ergänzte: „Wir sind guter Hoffnung, dass der am Kanzleramt neu eingerichtete Krisenstab genau das sicherstellt.“

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