Medikationsplan: Ärzte passen nicht zu Apothekern APOTHEKE ADHOC, 27.06.2017 11:25 Uhr
Seit Oktober 2016 haben Patienten, die dauerhaft mindestens drei verordnete Arzneimittel einnehmen, Anspruch auf einen bundeseinheitlichen Medikationsplan. Parallel sollte ein einem Modellprojekt herausgefunden werden, wie Medikationspläne erstellt und eingesetzt werden sollten, um von Patienten, aber auch von Ärzten und Apothekern, akzeptiert zu werden und breite Anwendung zu finden. Nun ist das Projekt nach zweijähriger Laufzeit abgeschlossen – mit überschaubarem Erkenntnisgewinn.
So wurde unter dem Namen Prima (Primärsystem-Integration des Medikationsplans mit Akzeptanzuntersuchung) unter anderem die elektronische Erstellung von Medikationsplänen und deren Integration in den Alltag von Apothekern und Ärzten untersucht. Zwar waren im Vorfeld die technischen Schnittstellen geschaffen worden. Da Apotheken- und Praxis-EDV aber auf unterschiedliche Datenbanken zurückgreifen – Abdata und Ifap – tauchten im Projekt Probleme auf.
So stellte sich heraus: Arzt- und Apotheker-Software unterscheiden sich so stark, dass eine Kommunikation nicht ohne Weiteres möglich ist. „Wir haben schnell gemerkt: Bei vielen Arzneimitteln unterscheiden sich die Angaben in der Arztpraxis-Software im Detail von denen der Apotheken. Da sind Missverständnisse unvermeidlich“, sagte ABDA-Geschäftsführer Professor Dr. Martin Schulz.
„Arztpraxen- und Apothekencomputer können nur dann miteinander richtig kommunizieren, wenn sie eine gemeinsame Sprache sprechen.“ Dafür habe man im Rahmen des Modellprojektes ein neues Daten-Austauschformat genutzt und verschiedene Standards festgelegt.
Die zentrale Erkenntnis lautet, dass der Medikationsplan nur dann in die ambulante Routineversorgung integrierbar ist, wenn es eine technische Infrastruktur zum datenschutzkonformen Austausch zwischen Arztpraxen- und Apothekenverwaltungssystem gibt. Elf Paare aus je einem Arzt und einem Apotheker testeten nach Angaben von ABDA den elektronischen Austausch von Medikationsplänen mit rund 200 Patienten.
Im Rahmen des Modellprojektes, das vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) mit 240.000 Euro gefördert wurde, sollte außerdem untersucht werden, ob der Medikationsplan in seiner jetzigen Form für Patienten lesbar und verständlich ist.
Dazu wurden 40 Patienten anhand eines Interviewleitfadens befragt. Die Patienten hatten einen beispielhaft erstellten Plan und die dazugehörigen Arzneimittelpackungen erhalten. Anschließend sollten sie angeben, ob sie die relevanten Informationen finden, die Abkürzungen und Formulierungen verstehen und die Angaben umsetzen können.
„Die Ergebnisse waren eindeutig: Die überwiegende Mehrheit der Patienten will einen Medikationsplan und würde davon profitieren“, teilte Schulz mit. Außerdem müsse ein Medikationsplan, der die Patientensicherheit verbessern solle, fünf Qualitätskriterien erfüllen: Er müsse aktuell und vollständig sein sowie kontinuierlich fortgeschrieben werden.
Viertens sei die Bewertung der gesamten Medikation durch Arzt und Apotheker wichtig. Fünftens verstünden Patienten ihren Medikationsplan nur, wenn er ihnen erläutert werde und alle Angaben patientenfreundlich formuliert seien.
Projektpartner waren die ABDA, die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), die Landesapothekerverbände (LAV) und die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) in Sachsen und Thüringen, die Freie Universität Berlin sowie die AOK Plus.