Interview Jens Spahn

„Mobile Apotheken sind ein Teil der Lösung“

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Berlin -

In ihrem Wahlprogramm denkt die Union laut über „rollende Apotheken“ und eine Stärkung der Telemedizin nach. Der gesundheitspolitische Sprecher der Union, Jens Spahn (CDU), erklärt gegenüber APOTHEKE ADHOC, warum er sich und seiner Partei keine Denkverbote auferlegen will.

ADHOC: Die Union geht zunehmend offensiv mit dem Thema mobile Versorgung um. Wie kommt das?
SPAHN: Wir müssen uns Gedanken darüber machen, wie wir die flächendeckende Versorgung aufrecht erhalten können. Sie ist ein Markenzeichen unseres Gesundheitssystems. In Deutschland gibt es Landstriche, in denen Sie schon heute weite Wege zum nächsten Arzt oder zur Apotheke zurücklegen müssen. Insbesondere älteren Menschen ist das nicht zuzumuten. Und die mobile Versorgung kann neben vielem anderen ein Teil der Lösung sein, die Versorgung in dünn besiedelten Räumen auch in Zukunft sicherzustellen.

ADHOC: Warum kommen Sie damit vor der Bundestagswahl?
SPAHN: Ich finde es wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger gerade vor einer so wichtigen Entscheidung wie der Bundestagswahl im Herbst wissen, wer ihre konkreten Probleme vor Ort lösen will.

ADHOC: Wie konkret sind denn Ihre Vorstellungen zu rollenden Apotheken?
SPAHN: Wir wollen, dass die ländlichen Räume trotz des Bevölkerungsrückgangs und einer veränderten Altersstruktur lebenswert und eine gute Heimat bleiben. Dazu gehören neben der wohnortnahen ambulanten ärztlichen Versorgung auch eine gleichwertige Versorgung mit Arzneimitteln und eine qualifizierte Beratung durch Apotheker vor Ort. In Gegenden, in denen dies trotz aller Anstrengungen in einigen Jahren nicht mehr möglich sein wird, müssen wir sehen, ob neben Bringdiensten mobile Lösungen gangbare Wege sind.

ADHOC: Sehen Sie auf Seiten der ABDA Gesprächsbereitschaft zu diesem Thema?
SPAHN: Wir werden verschiedene Modelle auch in einer intensiven Diskussion mit der Apothekerschaft ergebnisoffen prüfen. Alle im Gesundheitswesen Tätigen sind aufgefordert, sich an der Diskussion zu beteiligen, wie die Herausforderung des demographischen Wandels gemeistert werden kann.

ADHOC: Wo liegen aus Ihrer Sicht die Unterschiede zum herkömmlichen Botendienst?
SPAHN: Es geht doch darum, dass das Medikament samt qualifizierter Beratung zum Patienten kommt. Wir sind hier für konkrete Vorschläge der Apotheken offen.

ADHOC: Warum haben Sie entsprechende Pläne in der Vergangenheit dementiert?
SPAHN: Es hieß damals, die Union wolle „Apothekenbusse“. Das ist mit Verlaub Humbug. Das stand nie irgendwo.

ADHOC: Ansonsten gibt es im Programm wenig Konkretes zu Apotheken. Ist das aus Ihrer Sicht nicht zu unausgewogen?
SPAHN: Es ist ja auch kein Regierungsprogramm für die Apotheken, sondern für alle Menschen in Deutschland. Auf jeden Fall zeigt doch die Erfahrung, dass wir die Anliegen der Apotheker ernst nehmen. Zuletzt in der Umsetzung der bessern Entlohnung von Nacht- und Notdiensten. Wir wollen auch in der nächsten Legislatur die flächendeckende Versorgung sicherstellen und sprechen uns klar für die inhabergeführten Apotheke aus. Das ist schon sehr viel mehr, als sie bei anderen Parteien erwarten können, nämlich die Förderung von Apothekenketten.

ADHOC: Waren die Gesundheitspolitiker der Fraktion beim Schreiben des Wahlprogramms eingebunden?
SPAHN: Wir machen als Union ein Gesamtangebot für die Bundestagswahl im Herbst. Es richtet sich an die Menschen in Deutschland, die ihr Leben nicht in irgendwelche Politikbereiche einteilen, sondern wissen wollen, ob sie aus ihrem Blickwinkel und mit ihren Alltagsfragen bei uns gut aufgehoben sind. Das spiegelt sich im Wahlprogramm, das viele in der Union mit erarbeitet haben, wider.

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