„Ignoranz der ambulanten Versorgung“

Mittelstandsunion: Praxen und Apotheken stärken!

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Berlin -

Im Zuge der Diskussion um die Krankenhausreform droht die ambulante Versorgung von Patienten in Vergessenheit zu geraten, kritisiert der Gesundheitspolitische Arbeitskreis (GPA) der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) in Schleswig-Holstein. In einem Positionspapier fordert die CDU/CSU-interne Vertretung der Selbständigen und Freiberufler die Politik auf, Praxen und Apotheken als Rückgrat der Gesundheitsversorgung nicht zu vergessen.

„Die ambulante Gesundheitsversorgung in unserem Land mit den freien Praxen und Apotheken ist die erste niedrigschwellige Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten“, heißt es in dem Papier. „90 Prozent der Patientinnen und Patienten suchen zuerst in den niedergelassenen Praxen und Apotheken Hilfe.“ Auch in der Pandemie habe sich das System bewährt.

Die MIT Schleswig-Holstein fordert daher, die ambulante Versorgung und hier die freiberuflichen Praxen und Apotheken stärker in den Fokus zu nehmen. Der Landesvorsitzende Stefan Lange kommentiert: „Das System der Freiberuflichkeit und Selbständigkeit ist nicht nur wirtschaftlich effizient, sondern auch entscheidend für den medizinischen Erfolg. Es ist unabhängiger von Einwirkung und Interessen Dritter, bietet Therapiefreiheit und sorgt für Vertrauen der Patienten, weil eine persönliche Verantwortung und Bindung des behandelnden Arztes, Apothekers oder Therapeuten zum Patienten besteht. Dem muss die Politik Rechnung tragen.“

Bei schlechten strukturellen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werde die selbständige Niederlassung aber für den medizinischen Nachwuchs zunehmend unattraktiv. „Dies ist ein entscheidender Punkt, der von der Politik immer wieder übersehen wird. Die nächste Generation muss mittel- und langfristig unsere Gesundheitsversorgung sicherstellen.“

Insbesondere Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zeige eine „massive Ignoranz gegenüber der ambulanten Versorgung“.
Es dürfe aber keine Gesundheitspolitik auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene geben, ohne die Betroffenen im ambulanten Gesundheitsbereich einzubeziehen. „Gute Politik wird mit und nicht über oder gegen die Menschen gemacht. Alle Gesundheitsberufe üben einen emotionalen Beruf aus. Sie sind daher empfänglich für emotionale Botschaften aller Art. Und Missachtung ist Gift für jede Form der Leistungsfähigkeit und persönlichen Einsatzwillen.“

Kritisiert wird unter anderem die zunehmende Kommerzialisierung der Medizin durch externe Investoren, diese müsse gestoppt werden. „Rein renditeorientierte Fremdinvestoren tragen latent und kontinuierlich zur Entkernung höchstpersönlicher Vertrauensbeziehungen bei. Die europäischen Arzneimittelversender müssen endlich den gleichen Kontrollen unterliegen wie die deutschen Apotheken-vor-Ort.“

Unterzeichnet ist das Positionspapier von Dr. Michael Brandt (Zahnärztekammer), Dr. Kai Christiansen (Apothekerkammer), Dr. Ralph Ennenbach (Kassenärztliche Vereinigung), Dr. Svante Gehring (ägNord), Dr. Roland Kaden (Freier Verband Deutscher Zahnärzte), Hans-Peter Küchenmeister (MIT-GPA), Hans-Günter Lund (Apothekerverband) und Dr. Axel Schröder (ägNord).

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