Lucentis/Avastin

Ministerium prüft Off-Label-Use

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Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) will offenbar den strittigen Einsatz des Darmkrebsmittels Avastin gegen Augenleiden aufklären. Dies berichtet die "Financial Times Deutschland" (FTD). Avastin wird derzeit im "Off-Label-Use" bei altersabhängiger Makula-Degeneration (AMD) angewendet, da es deutlich günstiger als das einzige in dieser Indikation zugelassene Medikament ist. Drei nordrhein-westfälische Krankenkassen erstatten bereits die Kosten.

Seit Januar ist das deutlich teurere Mittel Lucentis das einzige zugelassene Mittel gegen AMD. Lucentis ist der deutsche Handelsname für den Wirkstoff Ranibizumab, entwickelt von Genentech, in Deutschland vertrieben von Novartis. Die Einzeldosis kostet rund 1500 Euro; verabreicht wird zu Beginn dreimal im Abstand von vier Wochen, danach wird individuell weiter beahndelt.

Der in Avastin enthaltene Wirkstoff Bevacizumab wird ebenfalls erfolgreich bei AMD angewendet; die Einzeldosis kostet zwischen 10 und 50 Euro. Bevacizumab war von Genentech entwickelt worden, einem Tochterunternehmen des Pharmakonzerns Roche. Doch der Konzern hat offenbar kein Interesse an einer Zulassungserweiterung. Kein Wunder: Novartis, weltweit der fünftgrößte Pharmakonzern, ist mit 30 Prozent an Roche beteiligt.

Da Medikamente laut Rechtssprechung des Bundessozialgerichts nur dann im "Off-Label-Use" angewendet werden können, wenn es keine zugelassene Behandlungsalternative gibt, darf Avastin seit der Zulassung von Lucentis im Januar eigentlich nicht mehr bei AMD verabreicht werden.

Das zuständige Bundesversicherungsamt tendiert der FTD zufolge jedoch dazu, nicht einzuschreiten, wenn die Kosten für Avastin übernommen werden. Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums sagte, das Ministerium habe eine Studie angestoßen, die "Licht und Sicherheit" in dem Fall bringen solle. Das Bundesversicherungsamt sei dabei, die rechtlichen Fragen zu klären.

Auf den Vorwurf, die Gesamtkosten für Lucentis würden das Budget der Krankenkassen explodieren lassen, hatte der Konzern mit dem Angebot einer Deckelung der Kosten reagiert. Das Angebot wurde von den Kassen bisher nicht aufgegriffen.

AMD ist laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit Abstand die häufigste Erblindungsursache in Deutschland. Bei der so genannten "feuchten AMD", die 20 Prozent aller AMD-Fälle ausmacht, entstehen krankhafte Gefäße unter der Makula; Verzerrtsehen, Verlust der Lesefähigkeit und später Erblindung sind die Folgen.

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