Ministerium diskutiert „mobile Apotheken“ Patrick Hollstein, 10.12.2007 12:34 Uhr
In Sachsen-Anhalt sollen nach Ansicht des Gesundheits- und Sozialministeriums künftig „mobile Apotheken“ die Arzneimittelversorgung in besonders dünn besiedelten Gebieten sicherstellen. Dies berichtet das Magazin „Focus“ unter Berufung auf ein Gespräch mit der Staatssekretärin Professor Dr. Christiane Dienel. Sowohl rezeptfreie als auch rezeptpflichtige Arzneimittel sollen nach Ansicht Dienels in den fahrbaren Verkaufsräumen durch pharmazeutisches Personal abgegeben werden. Anbieter, Sortiment und Routenplan müssten in Abstimmung mit den Marktteilnehmern festgelegt werden.
Doch ganz so konkret wie im „Focus“ dargestellt sind die Pläne offenbar keineswegs. Ein Sprecher des Ministeriums bezeichnete gegenüber APOTHEKE ADHOC die Apotheken-Busse als eine Idee unter vielen denkbaren Lösungen. Gemeinsam mit Landesapothekerkammer und -verband wolle man nun prüfen, ob sich beispielsweise das Modell der Rezeptsammelstellen qualitativ verbessern lasse. Noch vor Weihnachten wollen sich Politiker und Pharmazeuten treffen, um Konzepte gegen die vom Ministerium für bestimmte Regionen im Norden Sachsen-Anhalts erwarteten Versorgungsprobleme zu entwickeln.
Dem Vorsitzenden des Landesapothekerverbandes Sachsen-Anhalt, Mathias Arnold, zufolge droht derzeit allerdings nirgends pharmazeutischer Versorgungsnotstand. Fast jede zweite der 600 Apotheken in Sachsen-Anhalt betreibe eine Rezeptsammelstelle; in dünn besiedelten Gebieten nähmen die Apotheker große Anstrengungen in Kauf, um die Versorgung sicherzustellen. „Wo Ärzte aktiv sind, da gibt es auch Apotheken“, so Arnold. Unterversorgung drohe daher primär aus medizinischer, nicht aus pharmazeutischer Sicht. Die Idee der Apotheken-Busse sieht Arnold nicht nur aus apothekenrechtlicher Sicht eher kritisch: „Ein Bus, der nur zu bestimmten Zeiten vor Ort ist, kann keine Antwort auf Versorgungsprobleme sein.“
Dies haben Politiker in anderen Ländern bereits erkannt: Im September nahm die ungarische Regierung nach langer Diskussion von ihren Plänen Abstand, mobile Apotheken zur Versorgung der Bevölkerung in ländlichen Gebieten zuzulassen. Kritikern zufolge hätte diese Maßnahme gerade die Schließung kleinerer Apotheken auf dem Land provoziert und den Versorgungsnotstand weiter verschlimmert.