Entwicklungsministerin bei Besuch aufgeklärt

Ministerin Schulze: „Nur zwei Apotheken für 320.000 Einwohner?“

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Berlin -

Svenja Schulze, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, schaute in der Apotheke von Inhaberin Juliane Hermes in Münster vorbei, um sich über die Gründe für die vielen Schließungen, über die Reformpläne und deren Folgen zu informieren. Münster ist der Wahlkreis der SPD-Abgeordeten.

Die SPD-Politikerin hat für gewöhnlich andere Themen als Apotheken und Gesundheit auf dem Tisch. Aber auch sie hat den Unmut der Apotheker:innen bemerkt und daher in ihrem Wahlkreis Münster Kontakt gesucht.

Infos bekommen hat sie in der Phoenix-Apotheke von Hermes, die auch Vorsitzende der Bezirksgruppe Münster im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) ist. Beim Besuch dabei war auch AVWL-Vorstandsmitglied Jan Harbecke. Gemeinsam zeigten die beiden der Politikerin die andere Seite der Apotheke, die Schulze bisher auch nur aus Patientinnensicht kannte.

Also gab es einen Rundgang, inklusive Vorführung des Kommissionierers. „Die meisten Apotheken sind moderner Technologie und Digitalisierung gegenüber höchst aufgeschlossen und haben ihre Arbeitsabläufe längst optimiert“, so Harbecke in diesem Zusammenhang. Einsparpotenziale bei den Abläufen gebe es nicht mehr, die Apotheken bereits optimiert.

2 Notdienstapotheken für Münster

Auch die Relevanz der Rezeptur machte die Inhaberin deutlich. Damit habe sie bereits in vielen Engpasssituationen sowie mit individuellen Kinderarzneimitteln helfen können. Zusammen hoben die beiden Apotheker auch die Notdienste der Vor-Ort-Apotheken hervor: Zwölf Nächte pro Jahr verbringt Hermes – selbst junge Mutter – auf dem Schlafsofa im Backoffice.

Dabei komme sie wenig zum Schlafen, da sich in Münster immer weniger Apotheken die Notdienste teilen – aktuell nur noch zwei Apotheken pro Nacht. „Nur zwei Apotheken für 320.000 Einwohner?“, fragte Schulze hier daher überrascht nach. „Hier ist nachts richtig viel los“, bestätigte die Inhaberin. „Aber mit zwölf Notdiensten kommen wir in Münster vergleichsweise gut weg. Kollegen im ländlichen Raum Deutschlands müssen teils mehr als 40 Notdienste pro Jahr leisten.“

Schwachstellen der Reform

Notdienste künftig – wie in der Notfallreform des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) geplant – an den Notfallpraxen und -ambulanzen zu zentralisieren, lehnen Hermes und Harbecke aber trotz des aktuellen Arbeitspensums der Apotheken ab. Apotheken seien oft der erste und niedrigschwellige Anlaufpunkt für die Menschen. „Wir tragen so dazu bei, das System der Notfallpraxen und -ambulanzen zu entlasten. Und gerade auf dem Land brauchen die Menschen auch in der Nähe eine Anlaufstation für ihre Fragen“, so Hermes. Notfallpraxen und Apotheken müssten sich hingegen besser vernetzen, meinte Harbecke.

Als die beiden auf die unzureichende Finanzierung der Apotheken hinwiesen, konterte Schulze mit den entsprechenden Punkten aus der Reform von Parteikollege Karl Lauterbach. Hier ist ab 2027 eine regelmäßige Anpassung des Honorars Verhandlungssache zwischen Apotheken und Krankenkassen. Die Machtverhältnisse zwischen Kassen und Apotheken seien für eine gute Verhandlungsbasis aber zu ungleich, gibt Harbecke hier zu bedenken. 2027 sei es zudem zu spät für viele Apotheken: „Wir brauchen Soforthilfe.“

Sie nehme die Themen mit nach Berlin, versprach Schulze nach dem Termin.

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