Hoher Besuch beim Protesttag in der kommenden Woche in Hannover: Niedersachsens Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi (SPD) wird laut Planung zu den Apothekenteams sprechen.
In der Region „Nord“ findet am kommenden Mittwoch der erste von vier Protesttagen statt. Die Apotheken aus Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern sollen geschlossen bleiben und die Teams zur zentralen Kundgebung nach Hannover fahren.
Los geht es ab 12 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz (Ernst-August-Platz). Noch gibt es kein Programm, aber Philippi wird laut Planung die Mittagspause in der Plenarsitzung nutzen, um zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu sprechen. Je nach Botschaft könnte es der erste SPD-Minister sein, der sich im Konflikt mit dem von seinem Parteifreund Karl Lauterbach geführten Bundesgesundheitsministerium (BMG) öffentlich an die Seite der Apotheken stellt.
Der Hamburger Apothekerverein fordert alle öffentlichen Apotheken der Hansestadt – mit Ausnahme der notdiensthabenden Apotheken – auf, am Protesttag am 8. November teilzunehmen und die Türen den ganzen Tag zu schließen. „Die Politik zerstört das System Apotheke“, sagt Verbandschef Dr. Jörn Graue. Am Protesttag soll daher nicht nur gegen die anhaltenden Missstände in der Arzneimittelversorgung, sondern auch gegen die völlige Unterfinanzierung der Apotheken protestiert werden.
Während die Kosten in den Apotheken seit Jahren steigen, wurde das Honorar nicht angepasst. Im Gegenteil – es wurde vorübergehend gekürzt und der Kassenabschlag gekürzt. Damit soll Schluss sein.
„Wie und wovon sollen Apothekeninhaberinnen und Apothekeninhaber eigentlich noch ihre wenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angemessen bezahlen?“, fragt Graue. Viele Apotheken sind am Limit, andere mussten bereits schließen.
„Die Hamburger Apothekenteams müssen mit diesen erneuten Schließungen gemeinsam mit allen norddeutschen Kolleginnen und Kollegen auf die unveränderte Weigerung des Bundesgesundheitsministers Lauterbach, die persönliche, kompetente und unabhängige, ausschließlich am Patientenwohl orientierte Arzneimittelversorgung aller Mitbürgerinnen und Mitbürger durch Apotheken vor Ort sicherzustellen, reagieren“, so Graue.
Denn die Pläne des Gesundheitsministers sehen Filialen in strukturschwachen Regionen ohne Notdienst, Rezeptur und Approbierte vor. Die brauche keine Patientin und kein Patient. „Gefragt ist eine zuverlässige, kompetente und persönliche Arzneimittelversorgung. Für unnütze Bürokratie und untaugliche Maßnahmen gerade bei der Bekämpfung von Arzneimittellieferengpässen haben weder Erkrankte noch Apothekenteams Zeit und vor allem auch kein Verständnis!“ Ohne finanzielle Stützung der Apotheken werde man im nächsten Jahr einen weiteren, noch nie dagewesenen Rekord an Apothekenschließungen erleben.
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