Abda feiert VOASG, AVWL

Michels: VOASG ebnet den Weg für Ketten

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Berlin -

Die Abda und der Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) liegen bei der Bewertung des am Freitag vom Bundesrat bestätigten Vor-Ort-Apothekenstärkungsgesetzes (VOASG) weiterhin über Kreuz: Die Abda sieht darin den „Startschuss für eine zukunftsfähige Arzneimittelversorgung“, der vor allem jungen Pharmazeuten eine Perspektive aufzeige. Auch für die AVWL ist das Gesetz ein Startschuss, aber eher dafür, sich verstärkt für den Erhalt der Arzneimittelversorgung trotz des neuen Gesetzes einzusetzen. Denn das VOASG könne trotz gegenteiliger Bekundungen mittelfristig zum gänzlichen Wegfall der Preisbindung führen, so der AVWL-Vorsitzende Dr. Klaus Michels.

Für Friedemann Schmidt beginnt mit der Verabschiedung des VOASG eine Zeit neuer Zuversicht für die Branche, wie er am Freitag erklärte: „Der Apothekenklima-Index 2020 hat gezeigt, dass die Apotheker mit einiger Skepsis in die nächsten Jahre schauen“, so der scheidende Abda-Präsident. „Das Apothekenstärkungsgesetz kann nun für neue Zuversicht sorgen, da es ordnungspolitische, betriebswirtschaftliche und pharmazeutische Perspektiven aufzeigt. Apotheker und Patienten bekommen gemeinsam mehr Sicherheit für die Zukunft.“ Das gelte vor allem für jüngere Pharmazeuten, die sich selbstständig machen wollen. „Wer sich als junger Apotheker mit sechsstelligen Kreditsummen für die Übernahme einer Apotheke auf dem Land verschuldet, braucht einen belastbaren Ausblick, wie er seine Patienten in zwei, fünf oder zehn Jahren versorgen kann“, sagt Schmidt mit Blick auf die Nachfolgersuche. Solch einen Ausblick hätten Gesellschaft und Politik nun endlich durch das VOASG gegeben.

Aber auch die Patientenversorgung werde durch das Gesetz zukunftsfest gemacht. „Die Einführung pharmazeutischer Dienstleistungen wie der Medikationsanalyse kann nicht nur Versorgungsdefizite beheben und unnötige Kosten für Krankenkassen einsparen, sondern auch den Apothekerberuf für den pharmazeutischen Nachwuchs attraktiver machen“, so Schmidt. „Diese Leistungen müssen aber mit den Krankenkassen verhandelt werden. Das wird eine herausfordernde Aufgabe.“

Herausfordernde Aufgaben sieht der AVWL hingegen nicht nur in den Verhandlungen mit den Kassen, sondern auch den Regelungen des Gesetzes selbst. „Mit der heutigen Abstimmung ist die Arbeit am sogenannten Vor-Ort-Apothekenstärkungsgesetz zwar für den Bundestag beendet – aber für die Apotheken in Westfalen-Lippe noch lange nicht“, so der Verband. „Wir müssen uns nun weiter dafür einsetzen, dass die Versorgung der Patienten mit Arzneimitteln flächendeckend auch mittel- und langfristig gesichert bleibt“, Michels. Die Covid-19-Pandemie zeige derzeit eindrücklich, wie bedeutsam ein dichtes Apothekennetz ist. In weiten Teilen der Politik scheine diese Erkenntnis allerdings noch nicht wirklich angekommen zu sein. „Deshalb setzen wir alles daran, dass die Apotheken stark bleiben und nicht durch – gewollte oder ungewollte – Folgewirkungen des Gesetzes geschwächt werden“, so Michels.

Michels kritisiert dabei vor allem das löchrige Rx-Boni-Verbot. Die Mehrheit des Bundestags wolle mit dem Gesetz zwar zurück zur alten Preisbindung – allerdings nur für gesetzlich, nicht für privat versicherte Patienten. „Wir halten diese Ungleichbehandlung der Patientengruppen nicht nur für verfassungswidrig, sondern das VOASG am Ende auch für gänzlich kontraproduktiv, um die Preisbindung im Rahmen eines erneuten Verfahrens vor dem EuGH rechtfertigen zu können“, so Michels. „Unseres Erachtens droht daher absehbar der gänzliche Wegfall der Preisbindung.“

Und das werde dann noch viel tiefgreifendere Folgen haben: Der Verlust weiterer fundamentaler Prinzipien für die Vor-Ort-Apotheke wie beispielsweise das Fremd- und Mehrbesitzverbot sei dann nämlich nur noch eine Frage der Zeit, was zu gravierenden Folgen für die Arzneimittelversorgung und darüber hinaus für das gesamte bewährte Gesundheitssystem führen werde. Namhafte Rechtsexperten würden diese Sorge bestätigen. „Wir werden die Entwicklungen auch und gerade mit Blick auf die Einführung des E-Rezeptes genau beobachten und die Politik mit den eintretenden Folgen, insbesondere einem sich immer weiter zulasten der Vor-Ort-Apotheken verzerrenden Wettbewerb mit dem ausländischen Versandhandel konfrontieren.“

Zugleich werde der Verband an Konzepten arbeiten, um die Apotheken vor Ort zukunftssicher aufzustellen und so eine gute Versorgung der Patienten mit Arzneimitteln und pharmazeutischer Beratung zu garantieren. Denn die neuen Dienstleistungen seien zwar ein guter Ansatz, reichten jedoch nicht aus. „Dass mit dem Gesetz die Möglichkeit geschaffen wird, künftig honorierte pharmazeutische Dienstleistungen anzubieten, ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung“, so Michels. „Die Auswirkungen des Verlusts der Preisbindung werden dadurch allerdings nicht annäherungsweise kompensiert werden.“

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