ADHS-Medikamente

Methylphenidat zur „Schadensbegrenzung“ dpa/APOTHEKE ADHOC, 13.02.2012 10:53 Uhr

Berlin - 

Gesundheitspolitiker von Union und Grünen beklagen, dass Hunderttausende Kinder wegen voreiliger Diagnosen mit Medikamenten behandelt und ruhiggestellt werden. Die CDU-Bundestagsabgeordnete Stefanie Vogelsang sagte der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAZ), man dürfe nicht länger wegschauen, wenn das Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) inflationär zur Erklärung von Schulversagen herangezogen werde.

„Das Streben nach Leistung darf nicht durch Medikamente unterstützt werden“, warnte Vogelsang. An Kinder würden Maßstäbe angelegt, die nicht passten. Wenn die Zeit fehle, sich mit unangepassten Kindern zu beschäftigen, werde mit ADHS oft ein „Krankheitsbild zur Schadensbegrenzung“ herangezogen.

Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Jens Spahn, bezeichnete die Entwicklung als insgesamt bedenklich. Er forderte, das Thema bei einem Expertengespräch im Gesundheitsausschuss zu diskutieren. Harald Terpe, Obmann der Grünen im Gesundheitsausschuss, sagte der Zeitung: „Der enorme Anstieg von Verordnungen über Methylphenidat in den vergangenen Jahren lässt sich rein medizinisch nicht erklären.“

Terpe warnte, dass mit der Verschreibung von Ritalin „im Einzelfall auch ein nicht erwünschtes Verhalten wegtherapiert“ werden solle. Die pharmazeutische Industrie unterstütze die Bedürfnisse einer Gesellschaft, in der Kinder unter erheblichem Erwartungsdruck stünden, „indem sie Mehtylphenidat als schnelle und einfache Lösung bewirbt und die erheblichen Risiken verschweigt“.