Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat eine breite und monatelange Teststrategie angekündigt, die nach dem Corona-Lockdown die geplanten Lockerungen absichern soll. Dies werde nach Einschätzung der Bundesregierung für die Monate April, Mai und Juni benötigt, sagte Merkel am Dienstag in einer Online-Sitzung der Unionsfraktion, wie die Deutsche Presse-Agentur von Teilnehmern erfuhr. Später werde das Impfen so dominante Wirkungen haben, dass eine Teststrategie in solchem Umfang nicht mehr notwendig sei.
Corona-Selbsttests seien neben den Antigen-Schnelltests noch nicht in großem Umfang verfügbar, sagte Merkel demnach. Neben den drei bereits zugelassenen Selbsttests gebe es 96 Anträge auf Zulassung - man rechne damit, dass um die 40 Produzenten valide Angebote machen könnten. Nun müsse man herausfinden, in welchem Umfang diese Tests kurzfristig zur Verfügung stünden.
Man brauche sicherlich den Monat März, um eine umfassende Sicherheitsstrategie für Öffnungen aufzubauen, betonte Merkel weiter. Priorität sollten hier Schulen und Kitas haben. Würden wieder alle Schüler in die Schule und alle Kitakinder in die Kita gehen, seien das mindestens 15 Millionen Menschen. Wenn man diese zwei Mal je Woche teste und dies zwischen 3 und 5 Euro koste, seien das Kosten von mehreren 100 Millionen Euro im Monat.
Zudem solle auch die Wirtschaft den Beschäftigten ein Testangebot machen, wurde Merkel zitiert. Am Abend werde die Bundesregierung mit der Wirtschaft darüber beraten, was diese leisten und anbieten könne. Dies sei ein Beitrag für die Allgemeinheit, aber es sei auch ein Beitrag zur Sicherheit in den Betrieben. Bei ihren Beratungen mit den Ministerpräsidenten an diesem Mittwoch solle auch besprochen werden, wann es umfassende Testangebote für jeden Bürger geben könne.
Gleichzeitig dämpfte Merkel allerdings Hoffnungen auf eine sehr rasche und breite Anti-Corona-Impfkampagne über die Hausärzte. Ab dem 1. April bekomme man deutlich mehr Impfstoff, dann werde man den Umstieg auch auf Hausarztpraxen machen müssen. In der aktuellen Phase habe es aber noch keinen Sinn, Hausärzte generell mit einzubeziehen. Es solle allerdings Flexibilität ermöglicht werden, damit jeder Impfstoff verimpft werde. Vor allem beim Impfstoff von AstraZeneca gibt es derzeit einen Überschuss.
In Deutschland gebe es etwa 60.000 Hausarztpraxen, sagte Merkel nach diesen Informationen. Wenn man nun das Signal gebe, dass neben den Impfzentren alle Hausarztpraxen in die Impfungen einbezogen würden, bedeute das, dass ein Arzt in der Woche mindestens 100 Impfdosen bekommen müsse. „Sonst rennen ihm ja seine Patienten total die Bude ein“, wurde die Kanzlerin zitiert. Derzeit bekomme man in der Woche jedoch zwischen einer Million und 1,5 Millionen Impfdosen.
Merkel sagte zudem, man sehe, dass der Anteil der Virusvarianten derzeit auf 50 Prozent zugehe. Es werde nicht lange dauern, dann sei das Ursprungsvirus verschwunden. Man müsse damit rechnen, dass der Reproduktionsfaktor noch etwas steige, prognostizierte die Kanzlerin. Als Konsequenz würden die Fallzahlen voraussichtlich leicht und sehr überschaubar steigen.
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