Mendelssohn-Palais

31 Millionen Euro für die ABDA

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Berlin -

Am 11. Mai hat der Berliner Immobilienentwickler und Investor Dr. Harald Gerome Huth das Mendelssohn-Palais gekauft. Über den Preis wurde Stillschweigen vereinbart. In der gestrigen Mitgliederversammlung wurde das Geheimnis gelüftet: 31 Millionen Euro soll die ABDA für ihr ehemaliges Apothekerhaus erhalten haben. Damit könnte die ABDA zumindest einen Bilanzgewinn einfahren. In den Büchern steht die Prachtimmobilie mit einem Buchwert von 16,5 Millionen Euro. Unter dem Strich dürfte aber wegen der hohen Unterhaltskosten – wenn überhaupt – nur wenig übrig bleiben.

47 Millionen D-Mark hatte die ABDA seinerzeit für das Mendelssohn-Palais bezahlt, das sind umgerechnet rund 24 Millionen Euro. Von einer Maklerprovision in Höhe von rund 1,5 Millionen Mark war später die Rede. In die Bücher genommen wurde das Haus jedenfalls mit knapp 21 Millionen Euro. Nach den üblichen Abschreibungen waren davon 2016 noch 16,5 Millionen Euro. Allerdings bezifferte die ABDA den Wert der Anlage auf 19,7 Millionen Euro.

Vor dem Verkauf an Huth musste die ABDA aber Millionenbeträge in Instandhaltungsmaßnahmen investieren. Der Brandschutz erforderte erhebliche Nachbesserungen. Zeitweise drohte gar die Sperrung des Apothekerhauses. Auf sechs Millionen Euro hatte Hauptgeschäftsführer Dr. Sebastian Schmitz die anstehenden Kosten für Brandschutz und Rettungswege beziffert. Dazu kämen 2,5 Millionen Euro, die in die Haustechnik und die technische Gebäudeausrüstung investiert werden müssten, hieß es.

Wie viel von dieser Summe tatsächlich investiert wurde, ist nicht bekannt. Obwohl Schmitz alle Investitionen vermeiden wollte, die für einen potenziellen Käufer mit anderem Nutzungskonzept ohne Wert sein könnten, hatte die ABDA alleine im Jahr 2014 4,11 Millionen Euro für Instandhaltungs-, Umbau- und Planungsmaßnahmen ausgegeben. Seit 2011 waren insgesamt acht Millionen Euro für die beiden ABDA-Immobilien in Berlin und Eschborn zusammengekommen, der größte Teil davon entfiel auf das Apothekerhaus in Berlin.

Außerdem mussten Risse im Mendelssohn-Palais, verursacht von der benachbarten Baustelle, saniert werden. Auf drei Millionen Euro hatte die ABDA die Schäden beziffert. Weil schon weit vor Beginn der Baumaßnahmen Risse aufgetreten waren, ist die Beweislage schwierig. Wie viel Geld die ABDA von ihren Sanierungsinvestitionen zurück erhält, ist offen.

Dazu kommen Kosten für extern angemietete Büroflächen, weil das ehemalige Bankhaus mit seiner großen denkmalgeschützten Kassenhalle und seinen repräsentativen Präsidenten- und Besprechungszimmern als Bürogebäude zu klein geworden war. 2008 mietete die ABDA bereits für den Geschäftsbereich Pharmazie in der Jägerstraße 34 zusätzliche Büroräume an. Kosten im ersten Jahr: 60.000 Euro, danach mehr als 100.000 Euro. Als die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) Mitte 2012 von Eschborn nach Berlin zog, wurden in der Jägerstraße 41 weitere Büroflächen angemietet.

Damit verdoppelten sich die Mietausgaben auf 220.000 Euro. 2013 wurden statt der veranschlagten 252.000 Euro mehr als 365.000 Euro ausgegeben, 2014 waren es 401.000 Euro statt 242.000 Euro. Wegen der Bauarbeiten mussten vorübergehend ganze Abteilungen ausgelagert werden; die Pressestelle saß monatelang in der Friedrichstraße 200. Bis Ende 2014 wurden damit knapp 1,4 Millionen Euro an Mieten für externe Flächen ausgegeben. 2015 wurden 392.000 Euro ausgegeben, 2016 nochmals 303.000 Euro.

Hinzu kommen jetzt die Kosten für die neue Geschäftsstelle im Lindencorso, in 1A-Lage an der Ecke Friedrichstraße/Unter den Linden. Angemietet ist die dritte Etage des Lindencorso. Die Mietkosten belaufen sich dieses Jahr auf 421.000 Euro. Der Umbau kostete einen Millionenbetrag. Die Fläche gibt der Eigentümer mit 3740 Quadratmetern an. Das ist zwar etwas weniger als im Mendelssohn-Palais, mehr Platz für die Mitarbeiter gibt es trotzdem. Bis mindestens Ende 2018 wird die ABDA dort logieren. Unterm Strich dürfte daher vom Erlös aus dem Verkauf des Mendelssohn Palais nur wenig übrig bleiben – wenn überhaupt ein positiver Effekt da ist.

Jetzt baut die ABDA ihr neues Apothekerhaus für 35 Millionen Euro in der „Europacity“ an der Berliner Heidestraße. Bauherr ist die österreichische Immobiliengesellschaft CA Immo. Der Baustart für das rund 9500 m² Bruttogrundfläche große Gebäude erfolgte kürzlich. Eigentlich wollte CA Immo alle neuen Gebäude in der Europacity vermieten. Doch der Vertrag mit der ABDA sieht vor, dass die Apotheker nur zwei Jahre mieten müssen und zwei Drittel des Hauses mit rund 6400 m² Fläche anschließend als Eigentum übernehmen, den Rest wird CA Immo selbst vermieten.

Der Bauherr beschreibt sein Projekt so: „Besonderheiten des Apotheker-Hauses sind der circa 300 m² große Plenarsaal sowie das oberste Geschoss mit den großen Konferenzflächen und angrenzenden Dachterrassen.“ Auf den restlichen Flächen des Gebäudes wird CA Immo auch kleinere Mietflächen ab 100 m² anbieten. In diesem Segment gebe es bisher in der Europacity kein entsprechendes Flächenangebot.

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