Das Honorar für die Ausstellung des neuen Medikationsplans ab dem 1. Oktober hat bei den Medizinern Verärgerung und Protest ausgelöst. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hatte sich mit dem GKV-Spitzenverband auf vier Euro verständigt. Die KBV versteht zwar den Ärger der Ärzte, hält aber dagegen: Man dürfe schließlich nicht außer Acht lassen, dass die Ärzte „ja auch bisher Medikationspläne ausgestellt haben“ – und das ohne Honorar. Aus Sicht der KBV ist das neue Honorar also besser als nichts und kein wirklicher Grund zur Aufregung.
Mit dem Kompromiss „wurde ein wichtiges Signal dafür gegeben, dass der Medikationsplan zum 1. Oktober kommen kann“, argumentiert ein KBV-Sprecher. Natürlich hätte man gerne eine höhere Honorierung erzielt. Aber solche Verhandlungen im Gesamtpaket stellten immer einen Kompromiss dar. „Nicht vergessen darf man auch, dass Ärzte ja auch bisher Medikationspläne ausgestellt haben. Neu ist die künftige Ausgestaltung. Das stellt natürlich einen Mehraufwand dar“, so die KBV.
Parallel zu den 163 Millionen Euro für den Medikationsplan hatten sich GKV-Spitzenverband und KBV auf die Weiterentwicklung der Vergütung im kommenden Jahr verständigt. Der Orientierungswert („Preis“) steigt um insgesamt 315 Millionen Euro, die morbiditätsorientierte Gesamtvergütung um 170 Millionen Euro. Für extrabudgetäre Leistungen, wie beispielsweise Vorsorgeuntersuchungen, wird mit einem Plus in Höhe von 330 Millionen Euro gerechnet. Inklusive des neuen Medikationsplans ergibt sich so in der Summe ein Plus in einer Größenordnung von rund einer Milliarde Euro.
Für Ärger sorgt in den Arztpraxen auch das am kommenden Wochenende notwendige Update der Software. Dafür verlangen die Anbieter teilweise bis zu 600 Euro. Um die Kosten wieder über das Honorar für den Medikationsplan hereinzuholen, müssen Hausärzte circa 100 Medikationspläne ausstellen. Die Ärzte Zeitung hatte errechnet, dass die Amortisation bei Fachärzten sogar bis zu einem Jahr dauern kann.
Den Ärger darüber kann die KBV zwar „gut verstehen“, sieht die Ärzte aber mittelfristig auf der Gewinnerseite: Die Finanzierung werde zwar nicht sofort, aber mittelfristig wieder durch die neuen Abrechnungsmöglichkeiten reingeholt werden. Die Marktdominanz der Anbieter von Praxissoftware sieht die KBV „kritisch“ und kann „gut verstehen, dass Ärzte hier verärgert sind angesichts hoher Forderungen der Anbieter“.
„Der Medikationsplan wird in dieser Form nicht erfolgreich sein. Denn als schriftliches Dokument ist er relativ sinnlos“, kritisierte der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt. Auch mit dem Honorar ist Weigeldt unzufrieden: „Das ist ein 1-Euro-Job. Das läuft auf passiven Widerstand der Hausärzte hinaus.” „Lachhaft“ findet das Honorar auch Dr. Hans-Friedrich Spies, Präsident des Berufsverbandes Deutscher Internisten (BDI).
Als „Affront“ empfindet schließlich der Leipziger Allgemeinmediziner Dr. Thomas Lipp die Bezahlung. „Das werden wir den Kassen nicht vergessen“, sagt Lipp, Vorstandsmitglied im Hartmannbund, zur Vergütung des Medikationsplans. „Das haben wir im Stammhirn gebunkert. Wenn die Kassen wieder einmal etwas von uns Ärzten wollen, kommen wir darauf zurück.“ Vier Euro im Jahr oder ein Zuschlag von einem Euro pro Quartal seien „einfach nur lächerlich“.
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