Medikationsplan

Wenig Nachfrage, aber Ärger bei Ärzten

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Berlin -

Seit zwei Wochen können die Patienten in den Arztpraxen die Ausstellung des neuen schriftlichen Medikationsplans verlangen. Der Medikationsplan wurde im Rahmen des E-Health-Gesetzes als erste Anwendung mit Blick auf die elektronische Gesundheitskarte (eGK) geschaffen. Einen Run auf die Arztpraxen gib es nach Berichten aus einzelnen Arztpraxen nicht. Dafür aber massiven Ärgern: In Berlin und Hessen protestieren die Ärzte gegen die neue Aufgabe. Es geht ums Geld.

Lyudmyla Jung, Fachärztin für Allgemeinmedizin in Niedersachsen, hat bisher keine Erfahrungen mit dem neuen Medikationsplan machen können. Ihr Praxis-Software-Anbieter habe noch kein entsprechendes Update zur Verfügung gestellt. Ein Medikationsplan sei aber in ihrer Praxis dennoch selbstverständlich, allerdings erst ab fünf Arzneimitteln. „Für alle meine Patienten erstelle ich einen Plan mit den Medikamenten und richtigen Dosierungen. Ein solcher Plan ist ja auch in meinem Interesse“, sagt die Ärztin. Dieser werde laufend aktualisiert.

Zwar begrüßt Jung einen bundeseinheitlichen Medikationsplan. Dennoch hat sie einige Bedenken bezüglich der konkreten Umsetzung. Kritisch sieht die Ärztin beispielsweise, dass in dem neuen Medikationsplan unter anderem Diagnosen vermerkt werden sollen, was sich ihrer Ansicht nach nicht ohne Weiteres mit der ärztlichen Schweigepflicht vereinbaren lässt.

In Hessen hat die Kassenärztliche Vereinigung (KV) in einer kleinen Zahl von Arztpraxen nachgefragt. Dort läuft seit dem 1. Oktober alles wie gewohnt. Es gebe erwartungsgemäß keinen Run auf die neuen Medikationspläne, heißt es dort. Bei der KBV will man noch keine Bilanz ziehen. Auch dem Hausärzteverband ist es dafür noch zu früh: „Wir müssen die Abrechnungen abwarten“, heißt es dort.

Derweil braut sich bei den Ärzten Ärger zusammen: Die Vertreterversammlung der KV Berlin sieht sich durch das Honorar von vier Euro provoziert und in ihrer Sitzung am 13. Oktober 2016 in Berlin eine Resolution zum Medikationsplan verabschiedet. Darin lehnen die Berliner Ärzte die „derzeitigen Konditionen zur Erstellung von Medikationsplänen ab“, heißt es.

Grundsätzlich sei zwar zu begrüßen, dass jeder Patient einen Medikationsplan erhalte. Allerdings seien die umzusetzende Erstellung eines Medikationsplanes mit einem erheblichen Zeitaufwand und erforderlichen Investitionen in Software und Hardware verbunden, so die KV Berlin.

„Die vereinbarten Vergütungen sind keinesfalls kostendeckend und stellen durch ihren geringen Umfang eine Provokation dar. Zudem sind die Haftungsfragen für Eigenmedikation des Patienten und Vormedikation durch andere Ärzte nicht geklärt. Wir fordern deshalb die KBV auf, die rechtlichen Fragen zu klären und mit den Kassen eine Finanzierung der Hard- und Softwarekosten sowie eine bessere, der ärztlichen Tätigkeit angemessene Vergütung zu verhandeln“, so die Berliner Ärzte.

Auch ihre Kollegen in Hessen sind vom Medikationsplan wenig begeistert: „Zusätzliche Kosten für Einführung des Medikationsplans nicht auf Ärztinnen und Ärzte abwälzen“, lautet die Überschrift einer dortigen Resolution. Überlegungen, die Ärzte an den Kosten für die Einführung des Medikationsplans zu beteiligen, erteilte die Vertreterversammlung einstimmig eine Absage.

Die Kosten hätten vielmehr die Hersteller von Arztinformationssystemen (AIS) zu tragen: „Die Vertreterversammlung der KV Hessen lehnt jede Form zusätzlicher Kosten zur Erstellung des gesetzlich vorgeschriebenen bundeseinheitlichen Medikationsplanes durch die AIS-Hersteller entschieden ab. Dieser Medikationsplan ist per Gesetz als zusätzliche Leistung in die Gebührenordnung (EBM) aufgenommen worden und muss, wie alle anderen EBM-Änderungen im Rahmen der Routine-Updates auch, durch die AIS-Hersteller erbracht werden.“

Vier Euro Honorar pro Jahr erhalten die Ärzte seit Oktober für die Ausstellung des neuen Medikationsplans. „Das Ausstellen der neuen Medikationspläne kann damit pünktlich beginnen“, feierte KBV-Vize Regina Feldmann dies als Erfolg. Sie sei froh, dass quasi noch in letzter Minute eine Lösung gefunden wurde. Das sehen viele Ärzte allerdings anders: Für Hausärztechef Dr. Ulrich Weigeldt ist das ein „1 Euro-Job“ und „läuft auf passiven Widerstand der Hausärzte hinaus“. „Lachhaft“ findet das Honorar auch Dr. Hans-Friedrich Spies, Präsident des Berufsverbandes Deutscher Internisten (BDI).

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