Medikationsplan

Der Arzt ist Hausmeister, der Apotheker Klempner

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Berlin -

Zwischen Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und seinem Außenminister Joschka Fischer (Grüne) ging es in der Koalitionshierarchie stets um die Rolle als Koch oder Kellner. Bei der Veranstaltung KBV kontrovers rangelten ABDA-Präsident Friedemann Schmidt und KBV-Chef Dr. Andreas Gassen um die Kompetenzabgrenzung zwischen Hausmeister und Klempner beim Medikationsplan. Einig waren sich beide aber, dass dieser – wie im E-Health-Gesetz vorgesehen – sein Ziel nicht erreichen kann. Daher wollen Ärzte und Apotheker auch keine Haftung für dessen Inhalte übernehmen.

ABDA-Präsident Schmidt verglich die Rollenverteilung zwischen Apothekern und Ärzten beim Medikationsplan mit einem Haus, in dem der Arzt als Hausmeister nach dem Rechten schaut. Fände er keine Lösung für tropfende Wasserleitungen, rufe der Eigentümer irgendwann den Klempner. „Das ist besser als dem Hausmeister eine größere Rohrzange an die Hand zu geben“, so Schmidt. Dann müsse wie beim Medikationsplan der Apotheker der Klempner als Spezialist herbei gezogen werden.

Dieses Bild ließ Gassen nicht im Raum stehen: „Die Rohrzange bleibt immer beim Hausmeister, sie dürfen nur mit anfassen“, konterte Gassen. Für den KBV-Chef ist und bleibt klar, dass die Ärzte das Zepter beim Medikationsplan nicht aus der Hand geben werden: „Der Medikationsplan ist eine ärztliche Kernaufgabe. Der Arzt bestimmt die Medikation.“

Einig waren sich Schmidt und Gassen hingegen über die Unzulänglichkeit des Medikationsplans in Papierform. „Die Idee ist nicht verkehrt, aber der Medikationsplan löst das Problem nicht“, so Gassen. Der Plan liste beim besten Willen nicht alle Arzneimittel auf. Manche Patienten gäben nicht alle eingenommenen Arzneimittel preis, andere seien sich der Gefahr von Neben- und Wechselwirkungen nicht bewusst und: „Jeder Patient hat das Recht auf Nicht-Kommunikation“, so Gassen. Dafür übernähmen Ärzte und Apotheker keine Haftung.

Lösen lasse sich das mit einer gesetzlichen Mitwirkungspflicht der Patienten, forderte Schmidt und schlug vor, wie beim Modellprojekt ARMIN die Verordnungsdaten der Kassen einzubeziehen. Dann könne man feststellen, „wie oft der Patient fremdgegangen sei“. Einig waren sich Schmidt und Gassen, dass das Modellprojekt ARMIN in Thüringen und Sachsen die „Blaupause“ für den späteren elektronischen Medikationsplan auf der eGK abgeben sollte. Gassen: „ARMIN ist schon da, wo die eGK erst hin will.“ Schmidt fordert den Gesetzgeber auf, ARMIN als Vorgabe für den elektronischen Medikationsplan zu definieren: „ARMIN ist die erste Lösung, die funktioniert.“

Probleme in der praktischen Umsetzung des schriftlichen Medikationsplanes ab Oktober sehen Gassen wie Schmidt auf Ärzte, Apotheker und Patienten zukommen: „Das wird unübersichtlich“, so der ABDA-Präsident. Der Patient komme mit dem Plan des Arztes in die Apotheke. Dieser müsse die Medikation um OTC-Produkte ergänzen. „Aber wie, das ist seine Sache“, so Schmidt. Dass die Apotheker dafür kein Honorar erhielten, habe die Begeisterung für den Medikationsplan bei den Kollegen nicht gesteigert. „Dann gibt es die handschriftliche Minimallösung. Das trägt nicht zur Übersichtlichkeit bei“, so Schmidt. Mit großer Wahrscheinlichkeit werde der schriftliche Medikationsplan daher „ausfasern“.

Gassen wie Schmidt forderten von der Politik unisono eine angemessene Honorierung für die zusätzliche Aufgabe. Aber der Gesetzgeber habe Angst davor gehabt, für die Apotheker „einen neuen Honorartopf aufzumachen“, so der ABDA-Präsident. Gassen: „Ich kann den Groll der Apotheker gut verstehen. Wenn ich mehr haben will, kostet das mehr Geld“, so Gassen. Die Politik müsse bereit sein, für ein sinnvolles Medikationsmanagement weitere Beitragssteigerungen der Kassen zu rechtfertigen.

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