ABDA: Keine Angst vor Apothekern APOTHEKE ADHOC, 04.11.2015 14:54 Uhr
Apotheker und Ärzte sind sich einig: Nur gemeinsam lässt sich ein wirksames Medikationsmanagement auf die Beine stellen. Nur über das Wann scheiden sich die Geister. Die Bundesärztekammer (BÄK) sieht die Pharmazeuten als nachgeordnete Instanz. Die ABDA findet, dass die Apotheker von Anfang an dabei sein sollten.
Bei der Anhörung zum E-Health-Gesetz fragte der CSU-Abgeordnete Reiner Meier schon kurz nach Beginn nach dem Medikationsplan. Was aktuell unternommen werde, um die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) zu gewährleisten, wollte er von BÄK und ABDA wissen. Welche Potenziale es noch gebe? Und wie wichtig die Einbindung anderer Akteure sei?
Der Medikationsplan sei in hohem Maße sinnvoll, antwortete Norbert Butz vom Dezernat Telematik der BÄK. Das Ganze könne nur im Miteinander von Ärzten und Apothekern erfolgen. Es sei aber richtig, dass Ärzte den Medikationsplan zum ersten Mal anlegten. Insbesondere die Hausärzte hätten den Überblick über die Medikation und bestehende Vorerkrankungen. Apotheker seien wichtig für die Ergänzung und Aktualisierung. Butz wies auf den Bereich der Selbstmedikation und die Substitution bei den Rabattverträgen hin.
Im Rahmen der AMTS sei der Medikationsplan ein enorm wichtiger Teil, antwortete Professor Dr. Martin Schulz, Geschäftsführer Pharmazie bei der ABDA. Die Zusammenführung von Selbstmedikation und Verordnungsbereich sei entscheidend. Da 40 Prozent der Packungen auf OTC-Präparate entfielen, sehe man einen klaren Verbesserungsbedarf: Die Apotheker müssten von vornherein bei der Erstellung eingebunden werden, so Schulz.
Seiner Meinung nach muss vor der Erstellung die gesamte Medikation auch geprüft werden. „Es reicht nicht, einfach nur Fertigarzneimittel aufzulisten“, so Schulz. „Wir wollen nicht einfach nur ein Medium schaffen, sondern die AMTS auch tatsächlich verbessern.“ Die Apotheken hätten mit ihrer flächendeckenden und aktuellen Software ein Werkzeug an der Hand, das bei der täglichen Beratung helfe.
Ärzte und Apotheker hätten in den vergangenen Jahren intensiv an den Formularien für den Medikationsplan gearbeitet. Dabei hätten sich die angestimmten Verantwortlichkeiten kristallisiert, versuchte Schulz die Kritiker unter den Medizinern zu beruhigen. „Der Medikationsplan stärkt das Vertrauenverhältnis von Ärzten und Patienten.“
Unterstützung für die Apotheker gab es vom Deutschen Caritasverband: Hausärzte verfügten nicht über Informationen etwa zu OTC-Präparaten. Die Apotheker hätten nicht nur die entsprechenden Daten, sondern auch pharmazeutisches Fachwissen. Daher sehe man eine Einbindung der Pharmazeuten positiv.
Mit dem E-Health-Gesetz soll jeder Patient mit mindestens drei verordneten Arzneimitteln Anspruch auf einen Medikationsplan in Papierform erhalten. Für die Ausstellung dieses Plans sind im Entwurf bislang nur die Hausärzte sowie – nach einer Änderung des Referentenentwurfs – die Fachärzte berechtigt sein. Die Apotheker haben bislang vergeblich versucht, hier ebenfalls aufgenommen zu werden.