ABDA/KBV-Modell

Apotheker wollen nicht draufzahlen Benjamin Rohrer, 22.04.2013 09:33 Uhr

Pocht auf Vollkostendeckung: ABDA-Geschäftsführer Professor Dr. Martin Schulz will, dass die Apotheken beim Medikationsmanagement nicht draufzahlen. Foto: Elke Hinkelbein
Münster - 

In Sachsen und Thüringen wird das ABDA/KBV-Modell den teilnehmenden

Apothekern Mindereinnahmen und Mehrkosten einbringen. Laut Professor Dr.

Martin Schulz, Geschäftsführer Pharmazie bei der ABDA, wird sich unter

anderem die Medikationsumstellung der Patienten negativ auf dem Umsatz

auswirken. „In den derzeitigen Vertragsverhandlungen fordern wir aber

eine Vollkostendeckung für die Apotheker“, erklärte Schulz auf dem

Westfälisch-Lippischen Apothekertag (WLAT). Ein genaues Honorar sei aber

immer noch nicht ausgehandelt.

Eines der Ziele des Medikationsmanagements ist es, Doppelverordnungen zu vermeiden: Diese soll der Apotheker dem Arzt melden, sodass das betroffene Medikament nicht mehr verordnet wird. Die Anzahl der in den Apotheken abgegebenen Packungen wird also sinken – und somit auch das Fixhonorar.

Auch durch die Rabattverträge werden die Apotheker weniger einnehmen: Insbesondere in Sachsen ist die Rabattquote niedrig, die AOK Plus erhofft sich, durch die Wirkstoffverordnung die Quote zu erhöhen. Schließlich soll die Arztsoftware automatisch das rabattierte Medikament aufdrucken. Insgesamt werden daher häufiger Generika verordnet. „Auch bei der 3-Prozent-Marge werden die Apotheker wohl weniger einnehmen“, so Schulz.

Hinzu kämen die Anfangsinvestitionen für Schulungen und für die Umstellung der Apothekensoftware. Schulz zufolge wird auch ein erheblicher personeller Mehraufwand auf die Apotheker zukommen. Er rechne damit, dass pro Medikationscheck 30 bis 35 Minuten benötigt würden.

Wie viele Patienten jede Apotheke beraten muss, lässt sich nur schwer schätzen. Dies hänge insbesondere von der Patientenmotivation ab. Dazu sagte Schulz: „Wir haben vereinbart, dass sowohl Ärzte und Apotheker die Patienten ansprechen sollen. Aber auch die Kasse kann gezielt ihre Versicherten anschreiben.“ In den Regionen würden derzeit auch noch die Kriterien vereinbart, nach denen Patienten ausgewählt werden.

Schulz sprach sich dafür aus, die Konditionen nicht zu eng zu setzen, weil die Anzahl der in Frage kommenden Patienten sonst zu klein ausfalle. Aus seiner Sicht haben aber insbesondere die Apotheker die Aufgabe, ihre Kunden dafür zu motivieren. „Das Anschreiben der Versicherten durch die Kasse funktioniert nicht richtig, die Ansprache der Ärzte kann funktionieren. Wir dürfen nicht warten, bis ein Patient in die Apotheke kommt und nach der Leistung fragt, wir müssen es anbieten.“

In Sachsen und Thüringen stehen Ärzte, Apotheker und die AOK Plus derzeit mitten in den Vertragsverhandlungen. Eine Beteiligung der Apotheker werde aber nur funktionieren, wenn die entstehenden Ausgaben und Belastungen vollständig gedeckt würden. „Darauf pochen wir in den Verhandlungen.“

Mit Blick auf den Slogan des WLAT „Apotheke 2030“ thematisierte auch Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) das ABDA/KBV-Modell: Das Projekt sei eine „pfiffige Idee“. Er sei gespannt, wie sich das Modell in den Testregionen beweise. Er versprach zudem, das Modell nach seiner Testphase evaluieren zu wollen.