Medikationsmanagement

Hausärzte: Keine Folgerezepte vom Apotheker

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Berlin -

Apotheker vs. Ärzte: Beim Medikationsmanagement stehen sich die beiden Heilberufe mitunter unversöhnlich gegenüber. Was vor Ort zu einer engeren Zusammenarbeit führen soll, ist auf standespolitischer Ebene ein Kampf um Kompetenzen. Während das Leitbild bewusst schwammig gehalten ist, wird ABDA-Präsident Friedemann Schmidt in Interviews gerne konkreter, wo die Apotheker ihre neue Rolle sehen. Die Ankündigung, Folgerezepte auszustellen, stößt auf Ablehnung bei den Hausärzten.

Der Deutsche Hausärzteverband lehnt das Ausstellen von Folgerezepten in der Apotheke entschieden ab. Für ein angemessenes Medikationsmanagement seien Kenntnisse über die physischen und psychischen Erkrankungen der Patienten nötig. Über diese verfüge nur der behandelnde Hausarzt, so der Tenor.

Außerdem werde eine weitere Schnittstelle in der ambulanten Versorgung geschaffen, die zusätzliche Kosten verursache und die Arzneimittelsicherheit für Patienten verschlechtere.

Die Hausärzte warnen besonders davor, dass Patienten durch Folgerezepte vom Apotheker ihre Nachuntersuchungen vernachlässigen könnten. „Wegen der Beurteilung der Wirksamkeit beziehungsweise der Nebenwirkungen der Medikamente sind regelmäßige Nachkontrollen durch den behandelnden Arzt zwingend notwendig“, hieß es.

In der Debatte hatte der Hausärzteverband, der selber gerne beim späteren ABDA/KBV-Modell mitgespielt hätte, eine Gegenposition aufgebaut und die Selbstdispensation ins Spiel gebracht. Heute verweist man auf die Stellungnahme des Sachverständigenrats: Man unterstütze die Empfehlung, Hausärzten ein maßvolles Dispensierrecht einzuräumen.

Dies solle vor allem im Rahmen des vertragsärztlichen Notdienstes gelten. Damit würde eine schnelle Versorgung der Patienten sichergestellt, was vor allem bei einer stark eingeschränkten Erreichbarkeit von Notdienstapotheken entscheidend sei.

Darüber hinaus führe ein Dispensierrecht für den Hausarzt zu einer erhöhten Medikationssicherheit, da der Hausarzt sämtliche Informationen über die Arzneimittelverschreibungen bündele. Das sei besonders bei Multimedikationen von hoher Bedeutung.

Vor einem Jahr hatte unter anderem der CDU-Gesundheitsexperte Michael Hennrich vorgeschlagen, dass Apotheker Folgerezepte für Chroniker ausstellen sollen dürfen. Eine Abstimmung darüber müsse aber in enger Abstimmung mit der Ärzteschaft erfolgen, so Hennrich damals.

DAV-Chef Fritz Becker hatte Hennrichs Vorstoß begrüßt.In der Schweiz sei die begrenzte und geregelte Ausstellung von Folgerezepten durch den Apotheker schon heute Realität, sagte Becker damals. Auch in Deutschland könnten Apotheker mehr, als sie derzeit dürften.

Zuletzt war das ärztliche Dispensierrecht im Rahmen der Notdienstversorgung in den Koalitionsverhandlungen thematisiert worden. Statt Ärzte Arzneimittel abgeben zu lassen, haben sich Union und SPD aber darauf verständigt, Apotheken in die geplanten Kooperationen von Krankenhäusern und KVen einzubeziehen. Im Frühjahr hatte NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) das Thema erneut auf die Agenda gebracht.

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