Kommentar

Gröhes geheimes Friedensangebot

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Berlin -

Wenn die Kanzlerin Vorträge oder Begrüßungsreden hält, warten Journalisten gespannt auf das eine Detail, das nichts mit dem eigentlichen Termin zu tun hat, sondern mit aktuellen Themen. So kann es passieren, dass bei einer Ausstellungseröffnung ein entscheidender Nebensatz zu Griechenland fällt. Auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) nutzt öffentliche Auftritte, um gezielt eigene Botschaften zu platzieren. Dass er beim Wirtschaftsrat der CDU plötzlich über die Apotheken sprach, ist immerhin ein Hinweis, dass deren Verärgerung im Ministerium wahrgenommen wird. Ein Kommentar von Christoph Süß.

Eigentlich ging es beim Wirtschaftsrat um die Pharmaforschung – immerhin hat dieser Flügel der CDU die Interessen der großen Unternehmen im Blick. Trotzdem nutzte Gröhe die Chance, um den Apothekern Balsam auf ihre geschundenen Seelen zu reiben: Sie stellten mit ihrer Kompetenz einen Wert an sich dar, seien deshalb in ihrem Bestand zu schützen und könnten in Zukunft eine noch wichtigere Rolle bei der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung spielen.

Das war freilich nicht neu, schon beim Deutschen Apothekertag (DAT) in München kam er mit ausgebreiteten Armen und viel Lob im Gepäck. Mehr ist seitdem aber nicht passiert; seine Versprechen in Sachen Honorar und Medikationsmanagement hat Gröhe bislang nicht erfüllt. Beim E-Health-Gesetz hat er den Berufsstand ausgeschlossen, genauso wie beim Präventionsgesetz und in weiten Teilen beim GKV-Versorgungsstärkungsgesetz.

Auch wenn man schon genau hinhören und außerdem wissen musste, dass die Apotheker sauer auf Gröhe sind: Dass der Minister auf fremden Terrain den von ihm vernachlässigten Berufsstand über den grünen Klee lobt, ist ein Indiz, dass er erkannt hat, dass er ihnen etwas schuldet.

Alle Akteure des Gesundheitssystems müssten stärker zusammenarbeiten – auch um die Patienten vor Fehlmedikation zu schützen, legte Gröhe keine zwei Stunden später beim Sommerfest des GKV-Spitzenverbands nach. Stichwort: elektronische Medikationspläne. „Wir arbeiten auf vielen Baustellen“, fügte er noch hinzu. Es klang fast wie eine Rechtfertigung.

Letztendlich machte Gröhe keinerlei Zugeständnisse; die Botschaft für die Apotheker lautet nach wie vor: Wartet ab, geduldet Euch, kümmert Euch um die Gesundheitskarte! Ohnehin schmiss er großzügig Kamelle in die Runde, bot in einem Husarenritt durch sein Ressort jedem etwas an: So lobte er die Selbstverwaltung, die er natürlich nicht antasten wolle, dann wieder seine eigene Pflegereform. Die Ärzte wurden beim heiklen Thema Praxisschließungen gestreichelt, den Kassen selbst versuchte er den Wettbewerb um die Versicherten schmackhaft zu machen.

Die Apotheker können nur hoffen, dass Gröhe sich bei nächster Gelegenheit an seine warmen Worte erinnert. Mehr als ein Friedensangebot zwischen den Zeilen haben sie derzeit nicht von ihm.

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