Honorar vs. Bonus APOTHEKE ADHOC, 25.09.2013 15:49 Uhr
Als „ziemliches durchsichtiges Manöver“ sieht man bei der ABDA den
Vorschlag der Versandapotheken, die Teilnahme an Medikationschecks mit
Boni zu belohnen. Nicht ohne Grund habe die Politik Rx-Boni verboten.
Sie jetzt unter dem Vorwand der Arzneimittelsicherheit wieder einführen
zu wollen, gehe komplett in die falsche Richtung: „Hier geht es nur um
wirtschaftliche Interessen, nämlich darum, Patienten für den
Versandhandel zu interessieren“, so ABDA-Präsident Friedemann Schmidt.
„Beratung und Medikationsmanagement sind höchst persönliche Dienstleistungen, die sich nicht durch anonyme Computerprogramme erbringen lassen“, sagt Schmidt. Eine Belohnung in Form von Rx-Boni setzte am falschen Ende an: „Wenn sie den Arzneimittelpreis senken, werden sie den -verbrauch eher erhöhen“, so Schmidt.
„Das ist so, als ob sie einem Raucher Rabatt auf seine Zigaretten geben, wenn er an einem Kurs für gesunde Lebensweise teilnimmt: Sie bekommen ihn zum Seminar, aber nicht dazu mit dem Rauchen aufzuhören.“
Laut Schmidt müssen die Heilberufler auf der Grundlage fachlicher Aspekte entscheiden, in welchen Fällen ein ausführlicher Medikationscheck angezeigt ist. Dann geht es darum, die Patienten für das erweiterte Beratungsangebot zu motivieren. „Wenn sie einfach nur Nachlässe gewähren, erreichen sie die Falschen. Das ist die falsche Antwort auf eine gut gestellte Frage.“
Dass die Versandapotheken mit Boni winken, während die ABDA für dieselbe Leistung Geld fordert, ist aus Schmidts Sicht nicht entscheidend. Das Sammeln und Auswerten von Patientendaten ist seiner Meinung nach ohnehin nur eine Voraussetzung von vielen, um ein Medikationsmanagement anbieten zu können. Viel wichtiger sei der persönliche Kontakt – aus diesem Grund hätten auch telefonische Modelle wie MedcoCelesio nicht funktioniert.
Die Butter vom Brot nehmen lassen will sich Schmidt durch die „Datenverarbeitungsleistungen“ der Versandapotheken aber nicht. Zusammen mit einem EDV-Anbieter arbeitet die ABDA derzeit an einer Software, mit der auf absehbare Zeit unabhängig vom Warenwirtschaftssystem ähnliche Leistungen angeboten werden können.
Dass die Apotheker nicht bis 2030 an ihren Konzepten feilen können, weiß auch er: „Wir müssen jetzt darum kämpfen, dass anerkannt wird, dass wir diejenigen sind, die primär für diesen Gesamtbereich Arzneimittelversorgung bis zum Patienten Verantwortung tragen.“