Barbara Steffens (Grüne), Gesundheitsministerin in Nordrhein-Westfalen,
hat sich für eine Stärkung der sektorenübergreifenden Zusammenarbeit von
Leistungserbringern ausgesprochen. Als Beispiel nannte Steffens beim
MCC-Kassengipfel die Initiativen der Apotheker in ihrem Land: „In Sachen
Polymedikation kann die Apotheke die zentrale Schnittstelle sein. Dort
ist Kompetenz in hohem Maße verfügbar“, so Steffens.
Im Kammerbezirk Nordrhein werden derzeit mehrere Modelle zur Medikationsberatung getestet. Der Apothekerverband hat gemeinsam mit der AOK Rheinland/Hamburg ein Modellprojekt gestartet, bei dem Apotheken die Medikation von Heimpatienten analysieren. Pro Arzneimittelcheck erhalten die Pharmazeuten 55 Euro von der Kasse. Vorerst sollen je drei Heime und Apotheken teilnehmen. Ziel des Verbandes ist es, dass in Zukunft alle Apotheken Medikationschecks durchführen.
Auch die Kammer ist in Sachen Medikationsberatung umtriebig: Beim sogenannten Athina-Modell, das derzeit von 35 Apothekern getestet wird, sollen die Patienten all ihre Rx- und OTC-Medikamente in die Apotheke bringen. Der Pharmazeut erstellt einen Medikationsplan und weist gegebenenfalls auf Probleme hin. Unterstützt werden die Apotheker von sechs spezialisierten Tutoren, die von der Kammer bezahlt werden. Ziel ist es, das Angebot flächendeckend einzuführen.
Steffens nannte die Aktivitäten der Pharmazeuten in Nordrhein-Westfalen ein „Beispiel für sektorenübergreifenden Wissenstransfer“. Sie wies außerdem auf die Landesgesundheitskonferenz aus dem vergangenen Jahr hin, bei der alle Akteure des Gesundheitswesens einen Plan zur Behandlung von multimorbiden Patienten entworfen hatten.
„Die Apotheker sind wichtig, weil sie auch mitbekommen, welche verschreibungsfreien Medikamente der Patient einnimmt“, so Steffens. Ziel sei es, dass der Apotheker in enger Zusammenarbeit mit dem Arzt die Medikation der Patienten auf eventuelle Wechsel- und Nebenwirkungen teste. „Daraus resultiert eine Qualitätssteigerung und eine gleichzeitige Senkung der Kosten.“
Die Grünen-Politikerin sprach sich auch für eine bessere Kommunikation zwischen den Leistungserbringern aus. „Wir wären schon viele Schritte weiter, wenn Arzt und Apotheker in eine Patientenakte schauen könnten.“
Allerdings gebe es neben datenschutzrechtlichen Bedenken diverse technische Probleme. „Beispielsweise passen die Softwaresysteme aller Akteure nicht zueinander. Deswegen hätte ich mir lieber eine einheitliche Software für das Gesundheitssystem gewünscht als eine elektronische Gesundheitskarte“, so Steffens.
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