Apothekensterben auf dem Land

MDR: „Wo kommen künftig die Medikamente her?“

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Berlin -

Das MDR-Magazin „Exakt“ hat sich am Wochenende mit dem Apothekensterben auf dem Land beschäftigt. Titel des Beitrags: „Wo kommen künftig die Medikamente her?“

Der 8-minütige Beitrag beginnt in Schöneck im Vogtland: Hier stehe die Stadtapotheke vor der Schließung, weil sich kein Nachfolger finden lasse. Inhaber Hans-Joachim Todt leite den Betrieb seit 1990, jetzt steht er mit 64 Jahren vor dem Ruhestand. Dass nach 30 Jahren Schluss sein soll, will er verhindern: „Man möchte das unbedingt erhalten, dass es weitergeht.“

Zehn Kilometer seien es bis zur nächsten Apotheke – für viele der im Beitrag zu Wort kommenden Anwohner keine Option. Bürgermeister Andy Anders (parteilos) will helfen. Er ist überzeugt, dass die Apotheke im Ort gebraucht wird, auch wegen der vielen Touristinnen und Touristen: „Insgesamt gibt es in Schöneck 1550 Gästeplatze. Im Verhältnis zu den Einwohnern mit 3000 ist das natürlich ein Riesen-Fundus, was man hier wirklich auch bedienen kann.“

Überall im Land gebe es Schließungen, der Beitrag verweist auf entsprechende Schlagzeilen und die Statistiken. So hätten Umfragen ergeben, dass jeder zweite Pharmaziestudent keine Apotheke mehr übernehmen wolle.

Todt kritisiert, dass das Apothekenhonorar seit 20 Jahren nicht angepasst worden sei. „Das stagniert schon über seit zehn Jahren. Es kann nicht sein, dass ein Wirtschaftszweig komplett von der allgemeinen Entwicklung abgekoppelt wird. Das geht gar nicht.“

Honorar je nach Lage

Gesundheitsökonom Professor Dr. Wolfgang Greiner von der Universität Bielefeld bemängelt die gleiche Bezahlung von Apotheken auf dem Land und in der Stadt: „Das ist nicht sinnvoll, weil es auch unterschiedliche Situationen gibt.“ Der Kostenaufwand sei auf dem Land höher, deswegen sollten dort auch höhere Preise erhoben werden dürfen. „Das würde vor allem auf dem Land helfen, wo wir eben die Versorgung aufrechterhalten müssen – was Geld kosten wird.“

Im thüringischen Teichwolframsdorf musste Apothekerin Petra Groh-Regner ihren Betrieb vor zwei Jahren aufgeben. Dass sie keinen Nachfolger fand, sei kein Wunder: „Gerade in einer Landapotheke, wo wirklich nicht so viel Personal da ist, wird halt oftmals übersehen, dass eine Apotheke Notdienste hat, Wochenenddienste.“ Stattdessen gibt es jetzt eine Rezeptsammelstelle im Ort.

Todt hofft noch, dass dies seinem Heimatort erspart bleibt: „Wir haben schon mal ein, zwei Kandidaten gehabt, die dann aber doch wieder abgesprungen sind, aus verschiedenen Gründen. Die Sondierungen müssen doch etwas intensiviert werden“, endet der Beitrag.

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