Mit einer Änderung der Medizinprodukte-Abgabeverordnung will das Bundesgesundheitsministerium die Abgabe von Corona-Eigentests ermöglichen. Hilde Mattheis (SPD) begrüßt das als einen ersten Schritt, fordert aber weitergehende Regelungen zur flächendeckenden Ausgabe solcher Tests.
„Eigentests sind eine sinnvolle und wichtige Ergänzung zu den bisherigen Schutzmaßnahmen und ein wichtiger Baustein eines Public-Health-Ansatzes zur Bekämpfung der Pandemie“, so Mattheis. „Eine flächendeckende Anwendung solcher Tests kann dazu beitragen, dass wir aus dem Lockdown herauskommen, ohne dass die Infektionszahlen wieder nach oben schnellen.“
Die Zulassung der Abgabe an Laien sei aber nur ein erster Schritt: „Ich fordere – ähnlich wie unser Nachbarland Österreich das anstrebt – die kostenfreie Abgabe solcher Tests an die Bevölkerung, damit sich jede/jeder regelmäßig, am besten mehrfach pro Woche, testen kann.“
In Österreich werde derzeit mit Kosten von rund 2 bis 3 Euro pro Test gerechnet. „Dies bedeutet natürlich finanzielle Belastungen für den Haushalt, die aber im Vergleich dessen, was wir an Milliardenhilfen derzeit zur Stabilisierung der Wirtschaft ausgeben, gering sind. Den Kosten gegenüber steht ein großer Gewinn persönlicher und wirtschaftlicher Freiheit, denn mit flächendeckenden Tests können Infektionsketten unterbrochen werden, so dass eine Wiederöffnung von Geschäften, Gaststätten et cetera möglich wird.“
Dass regelmäßige Schnelltests in breiter Anwendung maßgeblich zur Pandemieeindämmung beziehungsweise zur Senkung des R-Wertes unter 1 beitragen könnten, sei inzwischen in zwei amerikanischen Studien der Universitäten Harvard/Colorado und Yale/Boston nachgewiesen worden, so Mattheis.
Ihrer Meinung nach sollten die Zulassungsstellen die Anträge der Hersteller jetzt prioritär behandeln, denn die Tests würden schnell gebraucht. Mattheis verweist auf die Möglichkeit einer befristeten Sonderzulassung durch das BfArM nach §11 des Medizinproduktegesetzes. „Das sollte nun schnellstmöglich geprüft werden für jene Tests, bei denen bereits wissenschaftliche Studien zur Anwendung durch Laien vorliegen“, forderte Mattheis.
„Corona-Eigentests sind ein Sieb, mit denen wir Infizierte schneller finden und Menschen sich dann eigenverantwortlich isolieren. Damit können wir größere Ausbrüche verhindern. Um sicherer zurück zur Normalität zu kommen, sollten Bund und Länder daher alles tun, um die breite Anwendung solcher Tests zu fördern“, forderte Mattheis.
Diese Tests funktionierten mittlerweile als Spucktest oder mit einem Nasenabstrich im vorderen Nasenraum, der weniger unangenehm sei als die bestehenden Antigen-Schnelltests – und auch für Laien problemlos anwendbar sei. Validierungsstudien hätten gezeigt, dass die Testergebnisse denen von professionell durchgeführten Schnelltests entsprechen. Wichtig seien klare und leicht verständliche Anweisungen über die Beipackzettel und eine Vorgabe, wie bei einem positiven Testergebnis vorzugehen sei. Hier brauche es immer eine Bestätigung durch einen PCR-Test.
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