Masern

Lauterbach für Impfpflicht

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Berlin -

Eine Impfpflicht als einzig wirksame Strategie gegen Infektionskrankheiten – darüber wird regelmäßig und meist sehr hitzig debattiert. Italien hat sich zu diesem Schritt entschlossen, Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hält dies für unnötig. Dem widerspricht nun wieder der SPD-Gesundheitsexperte und Arzt, Professor Dr. Karl Lauterbach. Er spricht sich beim Kurznachrichtendienst Twitter für eine Impfpflicht aus.

Am Vormittag twitterte Lauterbach: „Masern: Deutschland braucht Impfpflicht. Offenbar hilft alles andere nicht. Nur Geimpfte in Kitas.“ Konkreter Anlass war eine Berichterstattung von Spiegle Online (SPON) zum Masernschutz in Deutschland.

Laut Beitrag erkrankten allein im ersten Halbjahr 2017 hierzulande knapp 800 Menschen an Masern, eine 37-jährige Frau starb an den Folgen. Dabei könnte die vor allem für kleine Kinder sehr gefährliche Krankheit längst ausgerottet sein, wenn sich genügend Menschen impfen lassen würden. Ab einer Immunisierungsquote von 95 Prozent ließen sich Masern hierzulande stoppen, so die Expertenmeinung.

Sabine Wicker, Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) wird mit Vergleichszahlen zitiert: „Im Jahr 2015 stellte Deutschland über 60 Prozent der Masernfälle in der Europäischen Union. Ein beschämendes Ergebnis für ein Land mit so einem Gesundheitssystem und so einem Bruttoinlandsprodukt.“ Nur in Italien und Rumänien gibt es demnach ähnlich gravierende Probleme mit den Masern. Italien hat bereits reagiert, in Rumänien wird noch an einem Gesetz gearbeitet.

In Deutschland hat sich die Politik bislang nicht für eine Impfpflicht entschieden. Minister Gröhe verwies auf die Maßnahmen zur Erhöhung der Impfbereitschaft. In Deutschland sei die Impfbereitschaft bei der ersten Standardimpfung groß, dann sinke sie, sagte Gröhe. „Das Problem ist nicht so sehr der kleine harte Kern der Impfgegner. Es geht darum, dass wir diejenigen, die zu einer ersten Impfung ja gesagt haben, durch beharrliches Erinnern dazu führen, auch die zweite Impfung vorzunehmen.“

Gröhe zufolge sollten Eltern heute bei der Kindergartenaufnahme einen Nachweis über eine Impfberatung erbringen, nicht geimpfte Kinder könnten bei einem Masernausbruch von der Schule ausgeschlossen werden.

Lauterbach glaubt offenbar nicht mehr an den Erfolg solcher Maßnahmen und spricht sich für eine Impfpflicht aus. Wie immer hat das Statement die Gemüter erhitzt. „Die Kinder noch abhängiger und krank machen? Die Pharmaindustrie noch reicher?“, fragt ein Kritiker, ein anderer will von Lauterbach eine „Impfbescheinigung – ärztliche Impferklärung“ unterschrieben haben, wonach der Arzt für etwaige Schäden haftet. Auf der anderen Seite gibt es die klare Position: „Ohne Impfung, keine Kita. Dann aber vom Amtsarzt.“ Und nicht ganz ernst gemeint twittert jemand: „…aber Vorsicht, nicht dass ihr nach der Impfung plötzlich CDU wählt.“

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