Mannheim

Dänzer stolpert über Fliege im OP

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Mannheim -

Der Hygieneskandal setzt das Mannheimer Uniklinikum immer stärker unter Druck: Mehrere Staatsanwälte durchsuchten am Mittwoch Krankenhausräume, um Unterlagen sicherzustellen. Der Geschäftsführer des Krankenhauses, Alfred Dänzer, ist zurückgetreten. Er bleibe jedoch Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), so ein DKG-Sprecher. Im neuen Jahr werde ein neuer Präsident gewählt.

Der Aufsichtsrat wies eine Mitverantwortung zurück. Das Kontrollgremium habe keine Hinweise auf Sauberkeitsmängel gehabt, sagte der Aufsichtsratschef und Mannheimer Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD). Nach einem Bericht von „Spiegel Online“ haben Krankenhaus-Mitarbeiter schon seit längerem auf Probleme hingewiesen. Insbesondere bei der Sterilisation seien in einem Programm für anonyme Beschwerden seit mehr als zwei Jahren Defizite vermerkt. Von einer Fliege im OP-Besteck ist die Rede und von „Haaren und Knochensplittern, wo sie nicht sein sollten“.

„Spiegel Online“ schreibt von Dutzenden Hilferufen von Mitarbeitern. Etwa: „Wir sind kein Produktionsbetrieb, hier geht es um Menschenleben.“ Und: „Bitte, bitte lassen Sie es nicht dazu kommen, dass Patienten zu Tode gespart werden.“ Ein Kliniksprecher sagte zu dem Bericht: „Wir gehen den Vorwürfen nach. Damit müssen wir uns auseinandersetzen.“

Manche Hinweise von Mitarbeitern seien in der Organisation „versackt“. „Es geht um die Fragestellung der internen Kommunikation.“ Ob die Ursachen für die Mängel in Sparzwängen liegen, ist intern umstritten. In einem offenen Brief der Fakultätsleitung hieß es, die Mängel entsprängen „dem Willen nach Kostensenkungen“.

Seit bei einer Überprüfung Hygienemängel festgestellt wurden, ist das Klinikum in der Defensive. Eigenen Angaben zufolge wurden unter anderem Reinigungsmaschinen für OP-Besteck zu lange nicht überprüft. Zudem fehlten Qualifizierungsnachweise für Mitarbeiter. Das Uniklinikum hat nach eigenen Angaben rund 4700 Beschäftigte und schreibt schwarze Zahlen. Im Jahr 2012 lag der Jahresüberschuss bei knapp 6 Millionen Euro.

Die Zahl der Operationen ist bereits seit knapp zwei Wochen stark eingeschränkt: Die OP-Ärzte behandeln nur noch Notfälle. Laut dem Kliniksprecher gibt es derzeit gut 20 Operationen am Tag – statt der sonst üblichen 60. „Ich gehe davon aus, dass die OP-Ärzte derzeit in erster Linie Überstunden abbauen“, sagte er.

Falls möglich, würden die Operationen verschoben. „Wenn der Leidensdruck bei Patienten zu hoch ist, wenden sie sich aber anderen Häusern zu.“ Wie hoch der wirtschaftliche Schaden sei, könne er noch nicht abschätzen, sagte der Sprecher. „Der Schaden an unserem guten Ruf ist natürlich enorm.“ Die Mitarbeiter seien sehr verunsichert.

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