Overwiening: Apotheken und Arztpraxen sichern den sozialen Frieden APOTHEKE ADHOC, 15.11.2023 11:29 Uhr
Heute ab 12 Uhr protestieren die Apotheken- und Ärzteteams gemeinsam in Dortmund. Ab 11 Uhr stehen Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening, Lars Rettstadt, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe, Dr. Volker Schrage, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, Andreas May, Bundesvorstand Adexa und Thomas Rochell, Vorsitzender des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe in einer Pressekonferenz Rede und Antwort. APOTHEKE ADHOC berichtet live. Außerdem könnt ihr die Reden und die anschließende Kundgebung live auf unserem Instagram-Kanal verfolgen. (Um up to date zu bleiben, Seite regelmäßig aktualisieren)
Die Statements im LIVETICKER:
Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening:
Wir sichern nicht nur die Versorgung der Menschen, sondern auch den sozialen Frieden.
Das Ziel ist die Stabilisierung der Versorgung vor Ort, sowohl mit Arzneimitteln als auch die ärztliche Versorgung. Die Schließungswelle wird beschleunigt und wir sind inzwischen auf einem Rekordtief. Dieser Sinkflug der Apotheken führt dazu, dass wir uns bemerkbar machen müssen, denn wir haben einen Versorgungsauftrag.
Wir brauchen Entlastung. Nach draußen heißt es, „Wir machen tolle Gesetze, geben den Apotheken mehr Freiheit“, die sich in der Umsetzung jedoch als Trojanische Pferde herausstellen würden. Die Gesundheitsversorgung werde dadurch entwertet.
Andreas May, Bundesvorstand Adexa:
Wir protestieren als Gewerkschaft gemeinsam mit den Apothekenleiter:innen, denn es geht um die Gehälter der Angestellten. So erhalte beispielsweise eine PKA zum Einstieg ein Gehalt knapp über Mindestlohn. Außerdem gehe es um den Erhalt wohnortnaher Arbeitsplätze. Die Zahl betriebsbedingter Kündigungen nimmt zu. „Vielleicht kommt noch eine von drei Kolleg:innen unter.“ Es würden immer mehr Arbeitsplätze für immer mehr Arbeit fehlen.
Wir brauchen eine angemessene Vergütung für die täglich unverzichtbare Arbeit der Teams.
Lars Rettstadt, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe:
Auch bei den Hausärzt:innen seien die Versorgung und der Personalstand am Limit. „Unsere Versorgung blutet aus.“ Immer weniger junge Kolleg:innen wollen sich das nicht antun. Viele Praxen könnten sich die gestiegenen Löhne nicht mehr leisten.
Die bisherigen Strategien zur Digitalisierung, darunter das E-Rezept, sorge nicht für Erleichterungen, sondern für Mehraufwand.
Wir können uns nicht weiterentwickeln in der Versorgung. „Die Perspektive ist nicht schön! Was der Minister macht, ist ein Blindflug.“
Dr. Volker Schrage, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe:
Die meisten Praxisteams arbeiten unter dem Motto „Wir schaffen das!“ Doch irgendwann seien Grenzen erreicht.
Praxen verbringen im Schnitt 61 Tage im Jahr mit der Digitalisierung. Das sei nicht zu stemmen.
Es brauche vernünftige Lösungen, um die Probleme anzugehen. „Herr Lauterbach, kommen Sie aus Ihrem Elfenbeinturm heraus und reden Sie mit uns!“
Thomas Rochell, Vorsitzender des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe:
Lauterbach habe die Gelegenheit beim DAT nicht genutzt, die Fragen der Apothekerschaft zu beantworten. „Das ist absoluter Mist!“
Die Seifenblasenpoltik des Bundesgesundheitsministers mache es schwer, die eigentlichen Probleme in der Versorgung deutlich zu machen, betont Overwiening.
Rochell betont, dass nahezu alle der mehr als 4.000 Apotheken in NRW heute geschlossen bleiben. Es sei eine ähnliche Schließungsrate wie beim bundesweiten Protest im Sommer zu beobachten.
Overwiening: „Die Kosten für die Versorgung sind nicht gestiegen, weil die Apotheken sich teure Blümchen aufstellen.“
Auf die Frage, ob die vergleichsweise kleineren Protestaktionen an der Politik vorbeigehen könnten, betont Rettstadt, dass man weitere Aktionen plane, um den Druck hochzuhalten.
11:58 Uhr Ende