Kundgebung in Dortmund

Rochell: Lauterbach zeigt Arbeitsverweigerungshaltung

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Berlin -

Der Apothekenprotest in der Region West startet um 12 Uhr am Park der Partnerstädte mit einer Kundgebung. Anschließend folgt ein gemeinsamer Protestmarsch der Apotheken- und Ärzteteams. Das Geschehen im LIVETICKER. Die Kundgebung könnt ihr außerdem auf unserem Instagram-Kanal live verfolgen. (Um up to date zu bleiben, Seite ständig aktualisieren)

Claudia Middendorf, Patientenbeauftragte des Landes NRW

„Ich habe im Moment große Sorge, dass in Berlin immer mehr falsche Säulen eingeschlagen werden.“

Ein Gesundheitskiosk könne die Versorgung der Patient:innen nicht sichern.

Es darf keine Parallelgesellschaft im Gesundheitswesen geben.

Pläne zu Apotheken-Light sind ein fatales Signal und können die Versorgung nicht gewährleisten. Lauterbach solle ein Praktikum in den Apotheken und Arztpraxen machen.

Wir brauchen andere Rahmenbedingungen für die Versorgung, nicht nur vom Land, sondern aus Berlin. Und auch Europa müsse sich auf den Weg machen. Dass sich nach zehn Jahren in Sachen Apothekenhonorar etwas ändern müsse, sei klar.

Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening

„Diese Geschlossenheit, dieses Signal von hier wird niemanden kalt lassen.“

Wir haben hier im Westen und in der gesamten Republik einen drastischen Rückgang der Apotheken. Die Kosten seien in den letzten Jahren um 60 Prozent gestiegen. Dies werde aktuell vor allem allein gestemmt. Die Menschen spüren dies nicht, denn wir machen das, was unser Auftrag ist: die Versorgung sichern.

Man kann an den Plänen des Gesundheitsministers nichts gut finden, gar nichts.

Kostensteigerung, Personalentwicklung, Personalkostenentwicklungen sind nur mit angemessener Honorierung zu stemmen.

Lauterbach präsentiere eine als Reform getarnte Zerstörung der Apotheken, die nichts bringen kann. „Es ist eine Seifenblase, die zerplatzen wird.“ Es sei erstaunlich, wie gut es Lauterbach gelinge, die Parlamentarier mit seinen „schönen Geschichten“ von einer vermeintlichen Entlastung der Apotheke zu gewinnen. Diese Mogelpackung gelte es zu enttarnen.

Lauterbach werde mit seinen Plänen eine Entwertung des apothekerlichen Berufsstandes erreichen.

Der gemeinsame Druck, den die Heilberufler:innen in Berlin ausgeübt hätten, sei ein wichtiger Schritt.

Wir lassen uns nicht gegeneinander ausspielen.

Die Versorgung werde von den Heilberufler:innen gemeinsam gesichert. Bleiben Sie beharrlich, lautet der Appell von Overwiening. „Zusammen sind wir stark. An uns kann Politik nicht vorbei!“

Die Demonstrierenden skandieren: „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns Gesundheit klaut!“

Lars Rettstadt, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe

Er sei stolz über den Zusammenhalt, den Apotheken- und Praxisteams zeigen. „Nur wenn wir zusammenstehen, können wir die anderen überzeugen, dass etwas falsch läuft!“

Schulterschluss der Heilberufler:innen ist wichtig, um eine vernünftige Versorgung zu sichern. „Das, was wir jetzt haben, ist das Gegenteil von dem, was wir möchten.“ Man wolle eine Versorgung, bei der es Patient:innen, aber auch den Mitarbeiter:innen gutgehe. Die ambulante Versorgung sei systematisch kaputtgespart worden. „Das machen wir nicht mehr mit.“

Wir haben eine Digitalisierung, die nicht funktioniert. Das geht gar nicht.

Das Personal in den Praxen werde abgeworben, unter anderem durch bessere Bedingungen. Denn viele Praxen könnten einfach nicht mehr mithalten.

Die Politik sollte in einem ersten Schritt zuhören, denn die Teams vor Ort wissen, wie gute Versorgung geht. Wenn jedoch nur am Reißbrett geplant werde, sei dies von vornherein zum Scheitern verurteilt.

Durch die Art der Politik, die derzeit betrieben wird, sei der Niedergang der ländlichen, aber auch der städtischen Regionen vorprogrammiert.

Neben den strukturellen Problemen fehle es den Heilberufler:innen vor allem an Respekt, dabei hätten sie die Versorgung in der Pandemie „gerockt“. Daher brauche es ein entsprechend selbstbewusstes Auftreten, um die eigenen Forderungen durchzusetzen.

Applaus von den Demonstrierenden.

Dr. Volker Schrage, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe

Die ambulante Versorgung in den Praxen und Apotheken wird oftmals völlig außen vor gelassen, obwohl sie den Großteil der Versorgung stemmen würde. Zustände wie jetzt habe er selbst bisher noch nicht erlebt. „Wir brauchen keine Studien, wir brauchen handfeste Lösungen.“

Es macht mich tieftraurig, wie wenig Lauterbach die Menschen im Gesundheitswesen wertschätzt.

Wir sind keine 100-Meter-Läufer, wir sind Langstrecken-Läufer und wir bleiben dran, so Schrage.

Andreas May, Bundesvorstand Adexa

„Wir sitzen hier alle im selben Boot, das gerade am Sinken ist.“

Ziel sei es, für ein System zu kämpfen, das alle zugutekommt. Ein höheres Apothekenhonorar sei auch für die Gehälter der Angestellten unverzichtbar.

Wenn oben kein Geld reinkommt, kann unten nichts mehr rauskommen.

Er mache sich Sorgen um den Arbeitsplatz Apotheke. Es gebe bereits betriebsbedingte Kündigungen, Streichungen von Sonderzahlungen und vieles mehr. Auch an der Zahl der Arbeitsplätze mache sich dies bemerkbar, denn nur noch rund ein Drittel der Kolleg:innen komme noch wohnortnah unter. Viele würden der Apotheke den Rücken kehren.

Die geplante Vertretungskompetenz für PTA in Filialapotheken ist eine reine Ausbeutung.

Allein von der aktuellen Ausbildung der PTA sei dies nicht zu stemmen und werde von der Adexa auch nicht unetrstützt.

Applaus von den Demonstrierenden.

Viele PTA und PKA würden bereits über einen Austieg aus der Apotheke nachdenken. „Minister Lauterbach und Habeck, machen Sie Ihren Job und bringen Sie Geld ins System.“ Die Adexa werde auch die weiteren Apothekenproteste in Stuttgart und Dresden begleiten.

Daniela von Nida, Alte Apotheke, Großzimmern in Hessen

Wirtschaftliche Gründe machen es schwer, Personal zu halten, um elternzeitbedingte Abwesenheiten abzufedern.

Wir müssen über eine Anpassung der Grundvergütung sprechen, und zwar jetzt.

Demonstrierende skandieren: „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns Gesundheit klaut.“

Die Politik müsse endlich zuhören. Es könne nicht sein, dass der Minister zahlreiche Gesprächstermine mit der Standesvertretung abgesagt habe. „Ich fühle mich total missachtet!“

Thomas Rochell, Vorsitzender des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe

Diese Stimmung, die wir hier gemeinsam entwickeln, müssen wir weitertragen. Die Bretter, die wir bohren, die sind dick. „Bleibt dabei!“, lautet der Appell.

Die Forderungen an die Politik: Aufhören mit dem Wegducken von Herrn Lauterbach, sich der Zahlen annehmen, einen ernsthaften Diskurs über die geplanten Strukturreformen führen.

Herr Lauterbach hat bisher eine Arbeitsverweigerungshaltung an den Tag gelegt.

Applaus aus dem Publikum.

Es sei sinnvollund notwendig, sich vor Ort bei den Abgeordneten zu engagieren und auf die Probleme hinzuweisen. Es komme jedoch auf den Bund an. Es dürfe nicht sein, dass letztlich nur das umgesetzt wird, was sich im Elfenbeinturm ausgedacht wurde.

Rochell galubt, dass es weitere Proteste brauche, weil das Gesundheitssystem nach den aktuellen Plänen zerstört werden soll.

„Das, was ich hier sehe, macht Mut.“ Man bilde eine Einheit.

Tosender Applaus.

13:10 Uhr Ende und Start des Protestmarsches.

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