Bei der Kammerwahl in Hessen treten neben den großen Listen auch kleinere Zusammenschlüsse an. Dass diese nicht minder aktiv sein müssen, zeigt Liste 2: Die „Aktive Liste Nordhessen“ macht ihrem Namen alle Ehre.
Die Liste 2 präsentiert sich in ihren Wahlunterlagen als „vielfältige Gruppe engagierter Apotheker:innen aus dem ländlichen Bereich und dem Raum Kassel“, die ein gemeinsames Ziel vereine, nämlich der „Erhalt der kleinen und mittleren Apotheken, die für die flächendeckende Versorgung essentiell sind“.
Während die Liste zuletzt mit Claudia Wegener im Vorstand der Kammer vertreten war, tritt Michaela Mann als neue Spitzenkandidatin an. Als Filialleiterin vertritt sie nach eigenem Bekunden nicht nur die angestellten Apotheker:innen, sondern kennt sich auch mit den Aufgaben und Problemen der Betriebsführung aus. Und vor dem Hintergrund ihrer Tätigkeit in der Eder Apotheke in der 7500-Seelen-Gemeinde Edermünde repräsentiere sie vor allem die Apotheken im ländlichen Raum.
Unterschätzen sollte man die Gruppe keineswegs: Denn seit einem Jahr fallen die Initiatoren immer wieder mit erfolgreichen Protestaktionen auf. Hintergrund ist, dass der Wahlkreis Schwalm-Eder von Dr. Edgar Franke, SPD-Politiker und Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium (BMG), im Einzugsgebiet der Apothekerinnen und Apotheker liegt.
Gemeinsam mit anderen engagierten Kolleginnen und Kollegen sammelten Mann und Timo Henkel, der ebenfalls auf der Liste 2 ist, im vergangenen Jahr mehr als 10.000 Unterschriften gegen die Reform, schalteten Anzeigen und schrieben Offene Briefe. Außerdem gab es zahlreiche Gespräche mit Abgeordneten auf Kreis-, Landes- und Bundesebene.
Am Ende verabschiedete nicht nur der SPD-geführte Kreistag in Frankes Heimat eine Resolution zum Erhalt der Apotheken und für die Einschränkung des Versandhandels; in Gudensberg wurde kam es dann auch noch zum Schlagabtausch mit Franke und dem zuständigen Abteilungleiter Thomas Müller. Dies sei einer der Auslöser der zweiten hessischen Protestwelle im Juni gewesen, schreibt sich Liste 2 auf die Fahnen.
Die Mitglieder wollen ihre Stimmen in der Delegiertenversammlung und ihre politischen Kontakte für den Erhalt und die Weiterentwicklung der Vor Ort Apotheke nutzen. „Hierfür werden sie im politischen Diskurs für eine angemessen Honorierung der angestellten und selbständigen Kolleg:innen kämpfen.“ Was die eigentliche Tätigkeit der Kammer angeht, fordere man eine weitere Flexibilisierung der Öffnungszeiten, analog zu den Regeln in NRW und Brandenburg, die unter anderem die Öffnung am Samstag freistellen. Um die Apotheken fit für die Zukunft und attraktiv für den Nachwuchs zu machen, werde man sich für pharmazeutische Dienstleistungen (pDL), digitale Anwendungen und Telepharmazie einsetzen.