Linz: Chroniker wollen keine Hotline Carolin Bauer, 05.11.2012 14:18 Uhr
Nach dem Verbot der Rx-Boni müssen Versandapotheken ihr Geschäftsmodell anpassen. Eine Möglichkeit, auch künftig an Rezepte zu kommen, sind Chronikerprogramme. Vor-Ort-Apotheken, die sich ebenfalls spezialisiert haben, sehen diese Ausrichtung kritisch. „Versandapotheken sind keine Lösung für Chroniker“, sagt Magdalene Linz, die die Interessen von HIV-Schwerpunktapotheken vertritt.
Linz engagiert sich seit mehr als vier Jahren im Vorstand der Deutschen Arbeitsgemeinschaft HIV-kompetenter Apotheken (DAHKA). Es sei falsch zu glauben, dass Chroniker weniger Beratung bräuchten, da sich an ihrer Medikation nichts ändere. Gerade bei chronischen Erkrankungen könne es zu Veränderungen des Zustandes kommen, so Linz, die auch Kammerpräsidentin von Niedersachsen ist.
Die Apotheke von Linz in Hannover war bereits auf die Infektionskrankheit spezialisiert, als sie sie übernommen hat; im gleichen Haus gibt es eine Schwerpunktpraxis für HIV-Infizierte. „Etwa 80 Prozent der Patienten kommen von dort zu uns“, sagt Linz. „Gerade chronisch Kranke legen Wert auf den persönlichen Kontakt und die Kontinuität in der Apotheke vor Ort – sie wollen keine Hotline.“ Die Patienten kämen in die Apotheken, da sie die Empathie und das Fachwissen der Mitarbeiter schätzten.
Die Schwerpunktapotheken bieten den chronisch Kranken laut Linz auch die nötige Diskretion. Es werde ein erstes Beratungsgespräch in einem separaten Raum durchgeführt. Die Mitgliedsapotheken der DAHKA setzen zudem auf ein besonderes Maß an Privatssphäre, das durch Trennwände am HV-Tisch, Einzeltische oder Begleitmusik gewährleistet werde.
Seit zehn Jahren unterstützt die DAHKA niedergelassene Apotheken, die sich auf HIV-infizierte Patienten spezialisiert haben. Mehr als 40 Mitgliedsapotheken zählt der Verein.
Zu den Zielen gehören die Verbesserung der Beratung und der Compliance sowie die Weiter- und Fortbildung der Mitglieder. Zudem setzt sich der Verein für eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen den Apotheken und anderen Bereichen des Gesundheitswesens ein.