Linz: Trittin ohne Rückhalt Alexander Müller, 17.06.2013 13:22 Uhr
Die Grünen eröffnen erneut die Kettendebatte: Spitzenkandidat Jürgen Trittin fordert eine Aufhebung des Mehrbesitzverbots bei Apotheken. Doch aus der Sicht von Magdalene Linz, Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen, ist Trittin mit seiner Haltung weitgehend isoliert: „Weder in den Ländern noch auf Bundesebene bei den anderen Parteien wird er dafür Verbündete finden“, so Linz.
„Da spricht ein Blinder von der Farbe“, so Linz über den Gastbeitrag in der Zeitung „Die Welt“. Die Kammerpräsidentin empfiehlt Trittin, sich im Ausland über die Folgen einer Liberalisierung des Marktes zu erkundigen: „Gehen Sie nach Schweden und schauen Sie sich an, wie sich seitdem die Apothekendichte in den Ballungszentren erhöht hat und gleichzeitig in der Fläche ausgedünnt wurde.“ Heute müsse der Staat Landapotheken subventionieren, um die Versorgung aufrecht zu erhalten. „Ist es das, was Sie wollen?“, fragt Linz in Trittins Richtung.
Es sei bemerkenswert, dass sich der Parteichef jetzt über dieses Thema profilieren wolle. Selbst die gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion, Biggi Bender, treibe die Kettendebatte nicht mehr an. Bender habe angekündigt, sich nur noch dazu zu positionieren, wenn ein entsprechender Vorschlag aus den Reihen der Apotheker käme, so Linz. Sie glaubt deshalb nicht, das Trittin mit seiner Position Rückhalt in der eigenen Partei hat.
Linz geht davon aus, dass sich Trittin auch nicht mit seinem niedersächsischen Landesverband kurzgeschlossen hatte, bevor er zur Feder griff: In Niedersachsen führe sie mit den Grünen-Abgeordenten sehr gute Gespräche. „Apothekenketten waren da nie ein Thema, sondern die flächendeckende Versorgung“, so Linz. Die grünen Mitglieder im Gesundheitsausschuss hätten sich ganz klar zur inhabergeführten Apotheke bekannt.
Allerdings hatte die Landesvorsitzende Anja Piel sich auch schon kritisch über das Fremdbesitzverbot geäußert: „Wir meinen nicht, dass die flächendeckende und qualitativ hochwertige Versorgung mit Medikamenten und die Beratungsqualität in den Apotheken von den Besitzverhältnissen abhängig ist“, so Piel im Vorfeld der Landtagswahl im Januar.
Trittin hatte in seinem Gastbeitrag das Mehrbesitzverbot als „kundenfeindlich“ kritisiert: „Es verzerrt Preise und schützt Besitzstände.“ Schwarz-Gelb blockiere das Prinzip des freien Marktes, die Grünen seien die Partei des Wettbewerbs. „Die schwarz-gelbe Überregulierung des Arzneimittelmarktes muss fallen“, so der Grünen-Chef. Insgesamt hatte er zehn Verbote auf die Agenda genommen.