Linkspolitiker Bartsch promotet Spahn-Biographie Lothar Klein, 13.09.2018 12:25 Uhr
Er ist der erste Bundesgesundheitsminister, dem diese Ehre zuteil wird: Am kommenden Montag wird in Berlin eine politische Biographie über Jens Spahn (CDU) vorgestellt. Damit das Ereignis in der Politikszene keinesfalls untergeht, hat der renommierte Herder Verlag den Vorsitzenden der Linksfraktion, Dietmar Bartsch, als Gastredner für die Buchpräsentation gewonnen. Die ungewöhnliche Konstellation verspricht Aufmerksamkeit. Darum geht es im politischen Geschäft mit Biographien.
Der Autor des Spahn-Buches mit dem sachlichten Titel „Jens Spahn. Biographie“ ist auf dem Berliner Parkett ebenfalls kein Unbekannter: Michael Bröcker, Chefredakteur der über die Grenzen von Nordrhein-Westfalen hinaus respektierten Rheinischen Post, hat zur Feder gegriffen. Jahrelang arbeitete Bröcker zuvor als politischer Korrespondent für die Rheinische Post in Berlin. Bröcker und Spahn kennen sich. Wie Spahn ist Bröcker zudem im Münsterland geboren – Bröcker 1977 in Münster, Spahn 1980 in Ahaus-Ottenstein.
Es ist nicht Bröckers erste Biographie. Der Journalist hat bereits ein Buch über den früheren FDP-Vorsitzenden Phillipp Rösler veröffentlicht. Als Bröckers Buch über Rösler im September 2011 erschien, war Rösler bereits von seinem Kurzzeit-Aufenthalt im Gesundheitsministerium ins Wirtschaftsministerium gewechselt. Inzwischen ist der frühere FDP-Chef von der politischen Bühne verschwunden. Kein gutes Omen für Spahn?
„Angriffslustig, fordernd, unbequem. In einer Partei, die den offenen Streit meidet, hat CDU-Gesundheitsminister Jens Spahn die Rauflust als Marktlücke entdeckt und konsequent besetzt. Islam, Hartz IV, Rente – Spahn äußert gerne und klar seine Meinung. Oft konfrontativ. Im Asyl-Streit ist er fest auf der Seite der CSU“, heißt es in der Einladung zur Buchpräsentation. Sein politischer Ehrgeiz sei außergewöhnlich. Sein Ziel sei das Kanzleramt. Darüber sind sich die meisten politischen Beobachter wohl einig.
„Dafür ist er bereit, vieles zu tun. Notfalls stellt er sich auf einem Parteitag gegen den Willen der Parteiführung zur Wahl. Freund und Feind trauen ihm das zu. Die Kampfkandidatur ist die Konstante in seiner Karriere“, heißt es weiter. Ob es trotzdem noch unbekannte oder überraschende Aspekte in Spahns politischem Aufstieg gibt, bleibt der Lektüre überlassen. In Gesprächen mit annähernd 100 Freunden und Gegnern, Weggefährten und Kritikern, den Eltern und dem Ehemann von Jens Spahn, will Bröcker aufzeigen, was Jens Spahn antreibt, warum er so polarisiert. Laut Herder Verlag zeichnet der Autor „den Weg eines rastlosen und unnachgiebigen Politikers nach, der als Privatmensch sensibel, reflektiert und introvertiert sein kann“.
Dass ausgerechnet Dietmar Bartsch Spahns Biographie vorstellt, ist eine interessante politische Konstellation. Die beiden kennen sich aus dem Finanzausschuss des Bundestages. Der Herder Verlag unterhält ebenfalls gute Kontakte zu Bartsch. So kam man zusammen, auch weil die Kombination guten Besuch für die Buchpräsentation garantiert.
Das ist ein altbekanntes Stilmittel. Gern gesehener Gastredner bei Buchvorstellung ist stets auch Gregor Gysi von der Linken. Auch Wolfgang Schäuble (CDU) gehört zu den Laudatoren, die mit Buchvorstellungen Politik machen: Ausgerechnet einen Tag nach Angela Merkels Ansage, 2017 wieder bei der Bundestagswahl anzutreten, setzte sich Schäuble (CDU) mit drei Grünen an einem Tisch – und das auch noch in der den Grünen nahestehenden Heinrich-Böll-Stiftung, um ein Buch des sich als links verstehenden Wagenbach-Verlags vorzustellen. Nach der Wahl reichte es bekanntlich für eine Koalition zwischen Union und Grünen nicht. Eine Jamaika-Koalition mit der FDP im Boot scheiterte schließlich an den Freien Demokraten.