Versandhandel

Linke schreibt an DocMorris-Chef

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Berlin -

Die Linke zofft sich mit DocMorris: Die gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion, Martina Bunge, hat dem Vorstand der Versandapotheke, Olaf Heinrich, einen Beschwerdebrief geschrieben. Heinrich hatte seinen Kunden mitgeteilt, dass die Linke ein völliges Verbot des Versandhandels fordere. „Dies ist falsch. Ich bitte Sie daher dringend, diese Falschinformation zu unterlassen und in einem Schreiben an Ihre Kunden zu korrigieren“, so die Oppositionspolitikerin. Bunge nutzt die Möglichkeit auch, Heinrich die Nachteile des Versandhandels gegenüber den Präsenzapotheken aufzuzählen.

 

Heinrich hatte seinen Kunden versprochen, weiterhin Rx-Boni zu gewähren. Zudem hatte er bemängelt, dass die Apothekerverbände „gemeinsam mit der Politik“ versuchten, gegen die Rx-Boni vorzugehen. „Einige Bundesländer, wie zum Beispiel das CSU-geführte Bayern, verlangen in Koalition mit DIE LINKE sogar ein völliges Verbot des Arzneiversands zu Lasten der Patienten.“

Damit liegt Heinrich aber falsch: In ihrem Antrag hatte die Linksfraktion im Mai ein Verbot des Rx-Versandes gefordert. „Ein völliges Verbot ist in Deutschland schon aufgrund EU-rechtlicher Vorgaben nicht möglich“, erläutert Bunge. Zudem lasse Heinrich seine Kunden darüber im Unklaren, dass das Boni-Verbot nicht nur durch den Gesetzgeber implementiert wurde, sondern auch durch die Entscheidung des Gemeinsamen Senates der obersten Bundesgerichte.

Den Vorwurf der Klientelpartei will sich Bunge nicht gefallen lassen: Sie unterhalte sich schließlich nicht nur mit den Verbänden der inhabergeführten Präsenzapotheken. Auch auf Podien der Verbände der Versandapotheken diskutiere sie „sehr offen“ mit.

 

 

Trotzdem findet Bunge nicht viele Gemeinsamkeiten mit Heinrich: „Ihnen als Chef eines großen niederländischen Arzneimittelversenders geht es vorrangig um Unternehmensgewinne. Uns geht es um eine gute Versorgung der Patienten.“ Die Linke befürworte auch eine Verschärfung der Beratungspflicht in Apotheken. „Der Versandhandel kann systembedingt keine Beratung anbieten, die wir als modern und patientenorientiert ansehen könnten. Das persönliche Gespräch ist für uns nicht ersetzbar.“

Bunge bemängelt zudem den ungleichen Wettbewerb zwischen Apotheken und Versendern: „Die ausländischen Versandapotheken betrieben Rosinenpickerei, indem sie versuchen, chronisch Kranke an sich zu binden. Aber sie leisten weder Notdienste, noch stehen sie zur Verfügung, wenn man mal Kopfschmerztabletten braucht, ohne 48 Stunden darauf warten zu müssen.“

 

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