Linke: Nicht zweierlei Maß für Apotheken Benjamin Rohrer, 08.05.2012 17:17 Uhr
Die Linke lässt in Sachen Rx-Versandverbot nicht locker: Im Gesundheitsausschuss des Bundestages will die Fraktion morgen einen Antrag einbringen, nach dem der Versandhandel auf nicht verschreibungspflichtige Medikamente beschränkt werden soll. Aus Sicht der Oppositionspartei kann der Versandhandel nicht das leisten, was Präsenzapotheken leisten und gefährdet zudem die Arzneimittelsicherheit.
Hintergrund des Vorstoßes der Linken ist die neue Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO), mit der Apotheker verpflichtet werden, die pharmazeutische Beratung bei der Medikamentenabgabe aktiv anzubieten: Diese Vorgabe könne im Versandhandel nicht erfüllt werden, heißt es in dem Antrag. „Es ist nicht akzeptabel, Internet- und Präsenzapotheken mit zweierlei Maß zu messen.“
Auch in Hinblick auf das ABDA/KBV-Modell haben die Versender aus Sicht der Linken ein Problem: „Eine solche Zusammenarbeit zwischen Arztpraxen und Internetapotheken ist nicht möglich, sodass eine Verbesserung der Arzneimittelversorgung nicht erreicht werden kann“, heißt es in dem Antrag.
Der Versandhandel sei außerdem das „Haupteinfallstor für Fälschungen“. Auch Pick-up-Stellen würden dem besonderen Charakter von Arzneimitteln nicht gerecht. Mit der kompletten Legalisierung des Versandhandels sei die Bundesregierung „erheblich“ über die Forderungen aus dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) hinaus gegangen. Die Regierung solle daher unverzüglich ein Gesetz vorlegen, das den Versandhandel auf OTC-Medikamente begrenzt.
Die Gesundheitsexpertin der Linken, Martina Bunge, kommt daher zu dem Schluss: „Die Apotheken müssen als Leistungserbringer besser anerkannt und integriert werden. Die gleichen, die kein Problem damit haben, wenn Internetapotheken Rx-Arzneimittel verschicken, würden Sturm laufen, wenn Ärzte übers Internet behandelten.“
Die Linken sprechen sich zudem für das ABDA/KBV-Modell aus: „Wir wollen das pharmazeutische Wissen von Apothekern stärker für die gesundheitliche Versorgung nutzbar machen“, so Bunge. Das von Ärzten und Apothekern entwickelte Modell zeige, wohin die Reise gehen müsse.
Dass die Linke mit ihrem Antrag bei den anderen Fraktionen auf offene Ohren stößt, ist mehr als unwahrscheinlich: Sie ist die einzige Fraktion, die sich zu einem Rx-Versandverbot bekennt. Anders sieht es im Bundesrat aus: Dort hatte kürzlich die Mehrheit der Bundesländer für ein Versandverbot gestimmt.