Lauterbach kritisiert die Aktion

Lindner mit Schaumtorte beworfen

, Uhr aktualisiert am 09.01.2025 17:05 Uhr
Greifswald -

FDP-Chef Christian Lindner ist derzeit auf Wahlkampftour. In Greifswald wirft ihm die Linke-Lokalpolitikerin Christiane Kiesow Schaum ins Gesicht. Lindner gibt sich unbeeindruckt. Die Bundesspitze der Linken distanziert sich und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) mahnt zur Gewaltfreiheit. Die Polizei ermittelt gegen die 34-Jährige Tortenwerferin wegen Körperverletzung und Beleidigung.

Lindner ist bei einem Wahlkampfauftritt in Greifswald von der Linke-Lokalpolitikerin Christiane Kiesow mit einer Schaumtorte beworfen worden. Der ehemalige Finanzminister blieb unverletzt und nahm den Vorfall mit Humor. „Machen Sie sich bitte keine Sorgen“, sagte er den Zuhörern, probierte den Schaum und setzte seine Rede fort. „Es war leider nicht Sahne, sondern nur Seife“, sagte er. „Wenigstens das hätten sie besser machen können, dann hätte ich auch was davon gehabt“, so Lindner weiter, als er sich mit einer Serviette das Gesicht abwischte.

Die Polizei ermittelt gegen die 34-Jährige wegen Körperverletzung und Beleidigung. Beamte stellten vor Ort ihre Personalien fest, nahmen sie aber nicht in Gewahrsam. Kiesow gehört dem Kreisvorstand Peene-Uecker-Ryck an. Linke-Landeschef Hennis Herbst distanzierte sich klar von der Aktion. Während der Veranstaltung in einem kleinen Saal hatte die Werferin Lindner zunächst mit „Sehr geehrter Herr Lindner“ angesprochen, bevor sie ihm den Schaum ins Gesicht warf. Lindner reagierte prompt und schmierte ihr etwas Schaum ins Haar. Auf der Torte stand „Aus Liebe zur Freiheit“. Sicherheitskräfte brachten die Frau zu Boden.

Lindner bleibt gelassen

Wenig später fuhr er weiter zum nächsten geplanten Wahlkampfauftritt in Rostock. Auf dem Universitätsplatz sprach er am frühen Nachmittag vor mehreren hundert Zuhörern. Bei der Ankunft in Rostock begrüßte er die Menschen mit den Worten „Hallo! Wie geht's?“ Den Vorfall in Greifswald kommentierte er nur knapp mit einem Satz: „Mich bringt nichts aus der Ruhe.“

Nach seiner Rede ging er zu den Menschen, um Selfies zu machen und mit ihnen zu diskutieren. Eine Gruppe junger Menschen hatte mit Sprechchören gegen die FDP protestiert.

Lindner begrüßte unter den Zuhörern auf dem Universitätsplatz persönlich den Linken-Bundestagsabgeordneten Dietmar Bartsch. „Ist das nicht ein Zeichen unserer politischen Kultur?“, rief Lindner. „Dass wir in einem Bundestagswahlkampf als Demokratinnen und Demokraten zusammenkommen können und wir hören die Argumente der anderen, auch wenn wir sie nicht teilen – das ist ein Zeichen für die politische Kultur unserer Demokratie.“

Lauterbach warnt vor Gewalt im Wahlkampf

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verurteilte den Schaumwurf scharf: „Es fängt mit der Torte an und hört mit Steinen oder mit Sprengsätzen auf“, sagte er in Köln. Gewalt sei grundsätzlich abzulehnen, daher verurteile er den Angriff auf Lindner „in klarster Sprache“. „Das dürfen wir nicht akzeptieren. Verrohung des politischen Prozesses beschädigt die Demokratie. Von daher muss das bestraft werden, das ist kein Kavaliersdelikt“, betonte Lauterbach. Auf X sicherte er Lindner seine Solidarität zu.

Eine FDP-Sprecherin vor Ort bezeichnete den Vorfall als „nicht zu akzeptierenden tätlichen Angriff“. Parteikollege und Vizepräsident des Deutschen Bundestages Wolfgang Kubicki zeigte sich besorgt: „Christian Lindner hat mit angemessenem Humor reagiert“, erklärte er, warnte jedoch vor der möglichen Eskalation solcher Vorfälle. „Es hätte auch etwas anderes als eine Schaumtorte sein können.“ FDP-Generalsekretär Marco Buschmann erinnerte an das vereinbarte Fairness-Abkommen und kommentierte: „Heute erleben wir eine körperliche Attacke einer Linken-Lokalpolitikerin auf Christian Lindner.“

Die Bundesspitze der Linken kritisierte den Schaumwurf ebenfalls. „Tortenwürfe als Form der politischen Auseinandersetzung zwischen demokratischen Parteien gehören nicht zu unserer Aktionsform, wir suchen die inhaltliche Auseinandersetzung“, erklärte Bundesgeschäftsführer Janis Ehling. „Diese Werte werden wir auch mit der Genossin im direkten Austausch besprechen.“

Zuvor hatte sich bereits der Landesvorsitzende der Linken in Mecklenburg-Vorpommern, Hennis Herbst, von der Aktion distanziert: „Derartige Aktionen gehören für die Linke M-V nicht zur politischen Auseinandersetzung und sind konsequent abzulehnen“, erklärte er. Ziel seiner Partei sei es, „die inhaltliche Debatte mit der politischen Konkurrenz, auch mit der FDP, zu führen. Derartige Störaktionen anderer Wahlkampfauftritte gehören nicht dazu und tragen nicht zum Vorbringen berechtigter Kritik an der Politik der FDP bei.“

Auch Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) äußerte sich auf X: „Tätliche Angriffe jedweder Art haben im Ringen um die besten Lösungen für dieses Land nichts zu suchen!“ Friedrich Merz (CDU) verurteilte den Angriff und warnte vor einer Eskalation im Wahlkampf: „Das gibt einen Vorgeschmack darauf, was uns im Wahlkampf noch erwarten könnte.“ Die Bereitschaft zur Gewalt scheine zuzunehmen. „Ich hoffe, dass uns das erspart bleibt“, sagte er beim Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten.

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